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[[Birth of a Dark Hunter]] ist eine kurze Geschichte, die in der ersten Edition der englischen BIONICLE Encyclopedie gefunden werden kann. Sie wurde von [[Greg Farshtey]] geschrieben. Die Geschichte erzählt von [[Nidhiki]]s Verrat an den Toa. Man kann die Geschichte, die von der Seite der Dunklen Jäger aus geschieht, auch in BIONICLE Legenden Band 4 lesen.
 
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[[Datei:Die_Geburt_eines_Dunklen_Jägers.png|center|375px]]
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'''Birth of a Dark Hunter'''('''Die Geburt eines Dunklen Jägers''') ist eine kurze Geschichte, die am Ende der ersten [[Bionicle Encyclopedia]] gefunden werden kann. Sie wurde von [[Greg Farshtey]] geschrieben, und inoffiziell von [[Benutzer:Nathanael1711|Nathanael1711]] und [[Benutzer:Toa-Nuva|Toa-Nuva]] übersetzt. Die Geschichte erzählt von [[Nidhiki]]s Verrat an den [[Toa]]. Der erste Teil der Geschichte kann in ''[[Bionicle Legends 4: Legacy of Evil]]'' aus der Sichtweise von [[Hakann]], der heimlich im Hintergrund agiert, nachgelesen werden. Das Cover wurde mit Hilfe von Triggy aus dem BS01 erstellt.
   
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<hr style="margin-top:20px; margin-bottom:20px;">
[[Benutzer:Toa-Nuva|Benutzer Toa-Nuva]] ist momentan dabei, die Geschichte zu übersetzen.
 
   
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Toa [[Lhikan]] schlich still durch die dunklen Straßen von [[Ta-Metru]]. In dieser Nacht war es absolut still, als ob sein Zuhause zu einer Stadt der Toten geworden wärde. Selbst die Schatten schienen von der Angst, die in [[Metru Nui]] herrschte, berührt zu sein.
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[[Toa]] [[Lhikan]] crept silently through the dark streets of [[Ta-Metru]]. The night was utterly silent, as if his adopted home had become a city of the dead. Even the shadows seemed touched by the fear that gripped [[Metru Nui]].
 
   
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Er wollte eine kleine [[Feuer|Flamme]] erschaffen, überlegte es sich dann jedoch wieder anders. [[Turaga]] [[Dume]] hatte ihn gewarnt, dass er seine Position durch die Nutzung seiner Kräfte verraten würde. Der Feind würde die Quelle der Flamme finden, und wenn sie ihn zu weit vom [[Kolosseum]] fanden … er hatte schon gesehen, was mit anderen Toa passiert war, die leichtsinnig geworden waren.
He started to summon a small flame, then stopped. [[Turaga]] [[Dume]] had warned him about betraying his position through the use of his powers. The enemy would track back to the source of the flame, and if he were to be caught too far from the Coliseum ... well, he had seen what was left of other Toa who had gotten careless.
 
   
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''Du kannst dir ein oder zwei Fehler erlauben, wenn du gegen Rahi kämpftst'', erinnerte er sich. ''Aber nicht gegen diese Gegner. Alles, was sie brauchen, ist der kleinste Fehler, und –''
You can afford a mistake or two against a Rahi beast, he reminded himself. But not against these opponents. All they need is the slightest opening, and –
 
   
A sound came up from abovemetal scraping against stone, no doubt from one of the rooftops. An ambush? The [[Dunkle Jäger|Dark Hunters]] were more than capable of thatand worse. Lhikan activated his [[Hau|Mask of Shielding]], throwing a force field around himself, and readied his fire great swords. Whoeveror whateverwas after him was in for a surprise.
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Ein Geräusch kam von obenMetall, das gegen Stein kratzte, ohne Zweifel von einem der Dächer. Ein Hinterhalt? Die [[Dunkle Jäger|Dunklen Jäger]] waren mehr als fähig dazuund zu schlimmerem. Lhikan aktivierte seine [[Hau|Maske des Schutzes]], erschuf ein Kraftfeld um sich herum, und zog seine großen Schwerter. Weroder washinter ihm her war, würde eine Überraschung erleben.
   
[[Volitak|A familiar mask]] appeared over the edge of the foundry roof. “Relax, brother. It’s me!"
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[[Volitak|Eine ihm bekannte Maske]] tauchte am Rand des Daches einer Gießerei auf. „Entspann’ dich, Bruder. Ich bin es!
   
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Toa [[Nidhiki]] sprang herunter und landete neben seinem Kameraden. Seine smaragdgrüne Rüstung war von unzählbar vielen Kämpfen sehr stark beschädigt. „Mitternachtsspaziergänge, was?”, flüsterte er. „Was ist der Grund dafür, stellt dir der Krieg nicht genug Aufgaben?”
Toa [[Nidhiki]] leaped down and landed beside his comrade. His emerald armor was scarred and pitted from countless battles. “Midnight walks, now?” he whispered. “What’s the matter, the war not giving you enough exercise?”
 
   
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„Du solltest im Kolosseum sein, [[Lhikan's Team|mit den anderen]]”, antwortete Lhikan.
“You were supposed to stay at the Coliseum, with the others,” Lhikan replied.
 
   
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„Mir war langweilig. Außerdem sollten sechs Toa genug sein, um einen einzigen Turaga zu beschützen.”
“I got bored. Besides, six Toa to guard one Turaga should be enough.”
 
   
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„Nicht, wenn meine Vermutungen stimmen”, sagte Lhikan grimmig. “Nicht, wenn ''sie'' hinter ihm her sind. Die halbe Legion könnte dort drinnen sein, und er wäre immer noch nicht sicher.”
“Not if I’m right,” said Lhikan, his expression grim. “Not if he’s been targeted by who I think. Half the legion could be in that building, and he still would not be safe.”
 
   
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Nidhiki lächelte unter seiner Maske der Tarnung. „Du machst dir zu viel Sorgen, Bruder. Das hast du schon immer. Weißt du noch als alle diese [[Türme des Wissens]] in [[Ko-Metru]] zerschmettert wurden? Du warst dir sicher, dass der [[Kanohi-Drache]] wieder da war. Und dann waren es nur ein paar miesgelaunte [[Eisfledermäuse]].”
Beneath his Kanohi Mask of Stealth, Nidhiki flashed a smile. “You worry too much, brother. You always have. Remember the time the tops of all those Ko-Metru Knowledge Towers were being shattered? You were sure the Kanohi Dragon was back. Turned out to be Ice Bats with attitude.”
 
   
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„Dann munter mich mal auf!“, sagte Lhikan. „Ich gehe nach Westen und patroulliere dort. Du gehst nach Norden. Benutze deine Maske, bleib aus dem Sichtfeld anderer, und bei [[Mata Nui (Geist)|Mata Nui]], wenn du Dunkle Jäger siehst, hol diesmal Hilfe!
“Then humor me,” said Lhikan. “I’m going west and circling around. You go north. Use your mask, stay out of sight, and for Mata Nui’s sake, if you see Dark Hunters, go for help this time.”
 
   
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„Mit dir macht die ständige Gewalt fast keinen Spaß mehr“, kicherte Nidhiki, während er verschwand.
“You take all the fun out of constant violence, Lhikan,” Nidhiki chuckled, already fading into the shadows.
 
   
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Toa Nidhiki wandered through the broad avenues of Ga-Metru, past temples and schools and canals. Of all the Metru in the city, this was his least favorite. It just seemed so clean and orderly. He got the feeling that if a little water sloshed onto the street, they would call out half a dozen Vahki patrols and declare a metru-wide emergency.
 
   
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Toa Nidhiki wanderte durch die breiten Straßen von [[Ga-Metru]], an Tempeln, Schulen und Kanälen vorbei. Von allen Metru mochte er dieses hier am wenigsten. Es sah einfach so sauber und ordentlich aus. Wenn hier etwas Wasser auf die Straßen schwappen würde, würden sie wahrscheinlich ein halbes Dutzend [[Vahki]]-Patroullien herbeirufen und einen Metru-weiten Notfall ausrufen.
He had long ago shut down his Mask of Stealth, which allowed him to travel in a ghostlike from, barely visible and completely silent. As effective as the mask was, he found it disconcerting not to be able to hear his own footsteps. Lhikan would have called his action “taking an unnecessary risk.” But Nidhiki seriously doubted that any Dark Hunter would be caught dead in the picture-perfect, sky-blue, oh-so-proper pit of a metru.
 
   
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Er hatte die Maske der Heimlichkeit, mit der er sich geisterhaft, kaum sichtbar und absolut geräuschlos machen konnte, schon lange deaktiviert. So nützlich die Maske auch war, es störte ihn, wenn er seine eigenen Schritte nicht hören konnte. Lhikan hätte wohl gesagt, er würde „unnötige Risiken auf sich nehmen“. Aber Nidhiki bezweifelte ernsthaft, dass sich ein Dunkler Jäger in dieses bildschöne, himmelblaue, ach-so-ordentliche Metru verlaufen würde.
Something scuttled through the shadows to his right. He jumped a little at the sight of a Chute Spider heading off on its night hunt. It was something he would never admit to his brother Toa, but Nidhiki had always had a morbid disgust of chute spiders, Nui Jaga, Nui Rama ... really anything insectoid. Were it up to him, Metru Nui would have been purged of multilegged crawling things a long time ago.
 
   
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Etwas krabbelte rechts neben ihm durch den Schatten. Er sprang auf, als er eine [[Röhrenspinne]] bei ihrer nächtlichen Jagd bemerkte. Er hätte es zwar nie einem seiner Toa-Brüder verraten, aber Nidhiki widerten Röhrenspinnen, [[Nui-Jaga]], [[Nui-Rama]] und alle anderen insektenartigen [[Rahi]] an. Wenn es nach ihm gehen würde, wäre Metru Nui schon lange von allen mehrbeinigen, krabbelnden Dingen befreit.
Nidhiki waited until the spider was well out of sight before moving on, a little more cautiously than before. It was only that extra bit of wariness that allowed him to spot the figure that flitted from shadow to shadow. It was the first time he had ever seen anyone who seemed as at home in the shadows as he did. Intrigued, he followed.
 
   
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Nidhiki wartete, bis die Spinne außer Sichtweite war, bevor er, etwas vorsichtiger als zuvor, weiterging. Und nur weil er nun ein klein wenig vorsichtiger war, bemerkte er auch die Figur, die von Schatten zu Schatten huschte. Es war das erste Mal, dass er jemanden sah, der sich in den Schatten offenbar genau so sehr zu Hause fühlte wie er. Fasziniert folgte er ihr.
Two things rapidly became apparent. The first was that his quarry wasn’t a Toa – she wore no Kanohi mask and she was much too good at slipping unseen and unheard through the night. Toa, as a general rule, were not very good at sneaking. It went against their image of being proud and very public heroes. Nidhiki was an exception to that rule. Where he came from, Toa struck from the shadows or they did not live very long.
 
   
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Zwei Dinge wurden schnell klar. Erstens war [[Lariska|die Verfolgte]] kein Toa – sie trug keine Kanohi-Maske, und sie war viel zu gut darin, sich ungesehen und geräuschlos durch die Nacht zu bewegen. Toa waren im Allgemeinen nicht sehr gut im Schleichen. Sie waren einfach zu stolze und bekannte Helden für so etwas. Nidhiki war da eine Ausnahme. Wo er her kam, mussten die Toa vom Schatten aus angreifen, sonst lebten sie nicht lange.
The second was her destination. She was on a direct course southwest toward the Coliseum. Normally, it wouldn’t have worried Nidhiki, not with the kind of security around that place. But what if this Dark Hunter was good enough to make it inside, and then do who knows what to Turaga Dume?
 
   
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Das zweite war ihr Ziel. Sie bewegte sich auf direktem Wege in Richtung Südwesten zum Kolosseum. Normalerweise wäre Nidhiki das wegen der hohen Sicherheit egal gewesen. Aber was, wenn diese Dunkle Jägerin tatsächlich gut genug wäre, um es hineinzuschaffen, und dann wer-weiß-was mit Turaga Dume anstellen würde?
Nidhiki stopped, unlimbered his scythe, and aimed for where she would be, not where she was. Then he unleashed a narrow, focused, hurricane-strength blast of wind at his target. She never turned. She never cried out. She simply leaped aside as if he had soft-tossed a Kodan Ball at her, landed silently, and spun in his direction. Her smile was a challenge.
 
   
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Nidhiki blieb stehen, nahm seine [[Toa-Waffen|Sense]] und zielte dorthin, wo sie sein würde, nicht wo sie jetzt war. Dann erzeugte er einen kleinen, gezielten Luftstoß mit der Stärke eines Hurrikans dorthin. Sie drehte sich nicht um. Sie schrie nicht auf. Sie sprang einfach nur zur Seite, als ob er einen [[Kodan]]-Ball auf sie geworfen hätte; landete geräuschlos und wirbelte zu ihm herum. Ihr Lächeln war eine Herausforderung.
“I appreciate the little breeze,” she said softly. “Hunting is hot work.”
 
   
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„Danke für den angenehmen Luftzug!“, sagte sie leise. „Jagen ist harte Arbeit!“
"Then maybe you need a little more chilling,” he replied. This time he sent elemental air power from both sides of his tool, bracketing her. To his amazement, she did a somersault from a standing start, neatly evading both blasts. Before she had even reached her feet, she had hurled two daggers at him. One whistled past his mask while the other sliced his right shoulder armor as it flew by.
 
   
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„Dann brauchst du vielleicht etwas Frostigeres!“, antwortete er. Diesmal schickte er elementare [[Luft]]-Kraft von beiden Seiten seiner Waffe, um sie einzuklammern. Zu seiner Überraschung machte sie aus dem Stehen einen Salto, und wich beiden Angriffen elegant aus. Schon bevor sie wieder auf beiden Beinen Stand, schleuderte sie zwei Dolche in seine Richtung geschleudert. Einer schoss gerade noch an seiner Maske vorbei, der andere schnitt beim Vorbeifliegen in die Rüstung an seiner rechten Schulter.
“I guess they don’t teach dodging in Toa training,” the female Dark Hunter said. “No wonder your city is falling.”
 
   
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„Offenbar bringt man euch im Toa-Training wohl kein Ausweichen bei“, sagte die Dunkle Jägerin. „Kein Wunder, dass eure Stadt am Ende ist.“
Nidhiki glanced from the new gash in his emerald armor to his foe. She had missed on purpose, he was certain. With her aim, if she had wanted to kill him, he would be dead.
 
   
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Nidhiki blickte von dem Schnitt in seiner Rüstung zurück zu seinem Feind. Sie hatte ihn absichtlich verfehlt, das war sicher. Wenn sie ihn töten hätte wollen, dann wäre er jetzt auch tot.
“Not my city,” he replied. “But a place I am protecting just the same.”
 
   
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„Nicht meine Stadt“, antwortete er. „Aber ein Ort, den ich genauso beschütze.“
“Oh. A matter of honor?”
 
   
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„Oh. Eine Sache der Ehre?“
Nidhiki paused before answering. “Let’s say no better offers.”
 
   
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Nidhiki überlegte, bevor er antwortete. „Sagen wir lieber, keine besseren Angebote.“
He took his eyes off her for a fraction of a second to ready his scythe. When he looked back up, she was gone, vanished like a wisp of smoke in the night wind. Nidhiki stood completely still, not even breathing, his legs tense and ready to spring. A veteran of a thousand fights, he knew better than to panic. Not knowing where she was, any move he made could be the wrong one. He mentally triggered his mask and disappeared into the shadow.
 
   
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Er blickte für den Bruchteil einer Sekunde weg, um seine Sense bereitzuhalten. Als er wieder aufsah, war sie weg, verschwunden wie Rauch im Nachtwind. Nidhiki stand bewegungslos da, er atmete nichteinmal, seine Beine waren angespannt und bereit, jederzeit zu springen. Als ein Kriegsveteran war ihm klar, dass er jetzt nicht in Panik geraten durfte. So lange er nicht wusste, wo sie war, könnte jede Bewegung die falsche sein. Er aktivierte seine Maskenkraft und verschwand im Schatten.
“Oh, you’re good.”
 
   
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„Oh, du bist gut!“
Her voice was coming from above. She was perched among the chutes, watching. It was a perfect hiding place – a wind strong enough to dislodge her would bring the chute braced down on his head, while climbing up after her would be nothing short of suicide.
 
   
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Ihre Stimme kam von oben. Sie saß zwischen den [[Röhrensystem|Röhren]] und beobachtete ihn. Es war das perfekte Versteck – ein Wind, der stark genug wäre, um sie von dort zu vertreiben, würde auch die Röhre beschädigen und auf ihn stürzen lassen, und wenn er zu ihr hochklettern würde, wäre das Selbstmord.
“I could kill you now, Toa” she continued. “But I’ve filled my quota today. So I am just going to leave you here and go finish off your precious Turaga. If you’re scared of the dark … well, you probably should be.”
 
   
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„Ich könnte dich jetzt auf der Stelle töten, Toa“, redete sie weiter. „Aber ich habe mein Kontingent für heute schon erfüllt. Also werde ich dich einfach hier lassen und deinen geschätzten Turaga töten. Wenn du Angst vor der Dunkelheit hast… na ja, das solltest du auch.“
Nidhiki kept silent, until another dagger buried itself in the wall behind him.
 
   
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Nidhiki blieb still, bis ein weiterer Dolch sich in die Wand hinter ihm bohrte.
“Don’t stay quiet on my account,” the Dark Hunter said. “I already know where you are. I can smell your fear.”
 
   
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„Antworte, wenn ich mit dir rede!“, sagte die Dunkle Jägerin. „Ich weiß schon, wo du bist! Ich kann deine Angst riechen!“
The Toa forced himself to relax. He had been in tough spots before and talked his way out of them. This was just one more. “You’ll never make it. It’s too well guarded.”
 
   
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Der Toa versuchte, sich zu beruhigen. Er war schon öfters in schwierigen Situationen gewesen und hatte sich immer irgendwie herausreden können. Das hier sollte nicht viel schwerer sein. „Du wirst es niemals schaffen. Die Sicherheit ist zu hoch.“
“Watch me. Unless ... you have a better plan?”
 
   
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„Ich werde dir schon noch das Gegenteil beweisen. Oder … hast du einen besseren Plan?“
“We’re on opposite sides, remember?”
 
   
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„Wir sind [[Dunkle Jäger-Toa-Krieg|Feinde]], schon vergessen?“
“We don’t have to be.” Her voice was above and behind him now. He whirled around, but still could not see her. “How many Toa did you start out with? A hundred? Two hundred? And what do you have left, maybe a few dozen? The Dark Hunters have half the city, and we’ll soon have the other half. When it’s over, you’ll be just one more mask in the pile.”
 
   
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„Das müssen wir aber nicht!“ Ihre Stimme war nun über und hinter ihm. Er drehte sich um, aber konnte sie immer noch nicht sehen. „Wie viele Toa wart ihr am Anfang? Einhundert? Zweihundert? Und wie viele sind jetzt noch von euch übrig, vielleicht ein paar Dutzend? Die Dunklen Jäger kontrollieren die halbe Stadt, und bald haben wir auch die andere Hälfte. Sobald das hier vorbei bist, bist du nur noch eine von vielen Masken im Haufen.“
The words struck hard. In the months since Turaga Dume had refused the Dark Hunters a base on Metru Nui, countless Toa had fallen. Most were struck down from the shadows, never knowing their enemy was there. Oh, there had been some victories – Nidhiki had routed more than his share of the enemy, and Lhikan was worth six Toa in battle – but they all knew the numbers were against them. It was only a matter of time.
 
   
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Das traf den Toa tief. In den Monaten, seit Turaga Dume den Dunklen Jägern verboten hatte, eine Basis auf Metru Nui zu errichten, waren zahllose Toa gefallen. Die meisten waren aus dem Schatten angegriffen worden, ohne auch nur zu wissen, dass ihr Feind überhaupt da war. Oh, es hatte einige Siege gegeben – Nidhiki hatte mehr als seinen Anteil aufgespürt, und Lhikan war im Kampf sechs Toa wert – aber sie alle wussten, dass die Jäger ihnen zahlenmäßig überlegen waren. Es war alles nur noch eine Frage der Zeit.
“If you want to die, I will be more than happy to oblige,” she added. “But if you want to live ... something might be arranged.”
 
   
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„Wenn du sterben willst, kann ich dir gerne dabei helfen“, fügte sie hinzu. „Aber wenn du leben willst … könnte ich etwas arrangieren.“
A long moment went by. Then Nidhiki lowered his scythe. A second later, the Dark Hunter known as Lariska dropped to the ground in front of him. She still had her daggers at the ready. “The Shadowed One – my employer - is always looking for new talent,” she said. “Help us capture the Coliseum and you can name your price.”
 
   
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Ein langer Moment verging. Dann senkte Nidhiki seine Sense. Eine Sekunde später landete die Dunkle Jägerin namens Lariska vor ihm auf dem Boden. Sie hielt immer noch ihre Dolche bereit. „[[Der Schattige]] – mein Arbeitgeber – sucht immer nach neuen Talenten“, sagte sie. „Wenn du uns hilfst, das Kolosseum zu übernehmen, kannst du uns deinen Preis dafür nennen.“
The full impact of what he was to do struck Nidhiki then. If he betrayed the Toa, his name would go down in infamy ... or would it?
 
   
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Nidhiki hatte die Qual der Wahl. Wenn er die Toa betrügen würden, würde sein Name ehrlos in die Geschichte eingehen … oder?
Who’s going to tell? he asked himself. The Toa will all be dead. Matoran? They’ll believe whatever they are told to believe. And the Dark Hunters? Right, like anyone’s going to listen to them.
 
   
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''Wer würde es schon weitererzählen?'', fragte er sich. ''Die Toa werden alle tot sein. Die [[Matoraner]]? Die glauben, was man ihnen sagt. Und die Dunklen Jäger? Klar, als ob irgendjemand denen zuhören würde.''
“Metru Nui,” he said firmly. “I give you Dume, Lhikan, and the rest, and I get the city to rule. That’s my price, take it or leave it.”
 
   
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„Metru Nui“, sagte er bestimmt. „Ich gebe euch Dume, Lhikan und den Rest, und ich bekomme die Stadt zum Beherrschen. Das ist mein Angebot, nimm es an oder hau ab!“
Lariska grinned. “Actually, I think my choices are take it or kill you where you stand. But I’ll let that pass. Meet me here tomorrow night – I’ll give you our answer.”
 
   
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Lariska grinste. „Ich glaube, meine Wahl ist eher, ob ich es annehmen oder dich auf der Stelle töten soll. Aber ich lass das mal durchgehen. Komm morgen Nacht wieder hierher – ich werde dir dann unsere Antwort sagen.“
The next day lasted for an eternity. Nidhiki spent his time wandering the hall of the Coliseum, imagining himself in control of it all. Now and then, he felt a little twinge of guilt over what he was about to do. But then he reminded himself that it was Dume's fault, and the other Toa’s fault, for ever thinking they had a chance against the Dark Hunters.
 
   
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As the twin suns set, Lhikan approached. “Nidhiki, there you are. There’s a boat coming from the south, carrying supplies. I need you to meet it.”
 
   
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Der nächste Tag dauerte ewig. Nidhiki verbrachte die ganze Zeit, in dem er durch die Halle des Kolosseums wanderte und sich vorstellte, wie er das alles kontrollieren würde. Hin und wieder überkamen ihn Schuldgefühle für das, was er tun wollte. Aber dann erinnerte er sich, dass Dume und die anderen Toa selbst schuld waren, dafür, dass sie dachten, sie hätten auch nur eine Chance gegen die Dunklen Jäger.
“Sure,” Nidhiki replied, grateful for an excuse to slip away. “ Can’t have a siege to the bitter end without supplies, right?”
 
   
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Als die beiden Sonnen untergingen, kam Lhikan auf ihn zu. „Nidhiki, da bist du also! Es kommt ein Schiff mit Unterstützung aus dem Süden. Ich will, dass du sie abholst.
He left before Lhikan could answer.
 
   
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„Alles klar!“, antwortete Nidhiki, er war ihm dankbar für diese Ausrede, abzuhauen. „Ohne Vorräte halten wir schließlich keine Belagerung bis zum bitteren Ende durch, nicht wahr?“
“It’s a deal,” said Lariska. “Tomorrow you lead Lhikan and the Coliseum guard into the Canyon of Unending Whispers in Po-Metru. We’ll be scattered in the caves and foothills. Once it’s over, I’m to take care of Dume personally ... and the city will be yours, Nidhiki. What do you plan to do with it?”
 
   
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Er verschwand, bevor Lhikan antworten konnte.
Nidhiki sat down on a bench and stretched his legs. “Maybe you should stick around, Lariska, and find out.”
 
   
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Nidhiki’s news struck the Coliseum like a lightning bolt. The Dark Hunters had established a base camp in a Po-Metru canyon. All their operations were being coordinated from there. One swift strike and the war would be over. “But we’ll need every Toa we can muster,” he told Lhikan. “We can’t afford to lose this opportunity because we left some behind to guard the Coliseum.”
 
   
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„Abgemacht!“, sagte Lariska. „Morgen führst du Lhikan und die Kolosseums-Wache in die [[Schlucht des Endlosen Flüsterns]] in [[Po-Metru]]. Wir werden in den Höhlen versteckt warten. Sobald das alles vorbei ist, kümmere ich mich persönlich um Dume … und die Stadt gehört dir, Nidhiki. Was wirst du mit ihr tun?“
Lhikan looked at Dume. The Turaga nodded. “Nidhiki speaks the truth. We may never have such a chance again.”
 
   
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Nidhiki setzte sich auf eine Bank und streckte seine Beine aus. „Vielleicht solltest du in der Gegend bleiben, Lariska, und es dir selbst ansehen.“
“All right,” said Lhikan. “I’ll assemble the guard. We move out at once.”
 
   
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Less than fifteen minutes later, they were on the march, over one hundred Toa with Lhikan and Nidhiki in the lead. Clouds of dust kicked up under their armored feet as they traveled well-worn paths through Po-Metru. Each of them had lost a brother or a sister Toa in this war, and all wanted it to end. But not before they had made the Dark Hunters pay in full for their crimes.
 
   
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Nidhiki's Neuigkeiten schlugen im Kolosseum wie ein Blitz ein. Die Dunklen Jäger hatten ein Basis-Camp in einer Schlucht in Po-Metru aufgestellt. Alles, was sie taten, wurde von dort aus gelenkt. Ein schneller Angriff und der Krieg wäre vorbei.
Side by side, they marched into the Canyon of Unending Whispers. The clang of their footsteps echoed again and again. The sun baked the barren rock for as far as the eye could see. A few Rahi flyers swooped and dove in the bright sky. Of a Dark Hunter base camp, there was no sign.
 
   
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„Wir werden jeden Toa brauchen, den wir auftreiben können“, erklärte er Lhikan. „Wir können es nicht riskieren, diese Gelegenheit zu verlieren, nur weil wir jemanden im Kolosseum zurückgelassen haben.“
“Where is it?” demanded Lhikan, turning to Nidhiki. “You said the war could end today.”
 
   
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Lhikan sah Dume an. Der Turaga nickte. „Nidhiki hat Recht. Wir werden wahrscheinlich nie wieder eine solche Chance haben.“
“And so it will,” replied the Toa of Air. All around, Dark Hunters rose from their hiding places, weapons leveled at the assembled heroes. “Sorry it had to be this way, brother.”
 
   
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„Alles klar!“, sagte Lhikan. „Ich werde die Wache versammeln. Wir gehen sofort los!“
Lhikan shook his head. “Not as half as sad as I am ... and don’t call me ‘brother’ again.”
 
   
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Weniger als fünfzehn Minuten später waren sie schon unterwegs, über einhundert Toa, angeführt von Lhikan und Nidhiki. Die gepanzerten Füße wirbelten riesige Staubwolken auf, als sie die alten Pfade durch Po-Metru entlangreisten. Jeder von ihnen hatte ein Toa-Bruder oder eine -Schwester im Kampf verloren und wollte, dass alles so schnell wie möglich endete. Aber nicht, bevor sie die Dunklen Jäger für ihre Verbrechen bezahlen lassen hatten.
The Toa of Fire’s arm shot up. Suddenly, Toa rose up from the tops of the canyon walls, a dozen, a hundred, then two hundred, and still more. They said nothing, merely aimed their tools at the now-surrounded Dark Hunters. The hunters were now the hunted, and they looked to Lariska for guidance. She assessed the odds, then shrugged, dropped her daggers and rose.
 
   
  +
Seite an Seite marschierten sie in die Schlucht des Endlosen Flüsterns. Der Schall ihrer Schritte echote immer wieder. Die Sonne erhitzte den [[Stein]], so weit man sehen konnte. Ein paar Flug-Rahi flogen in der Hitze umher. Doch von einem Basis-Camp der Dunklen Jäger war nichts zu sehen.
“Very neat,” she said to Nidhiki. “You had me fooled.”
 
   
  +
„Wo ist es?“, fragte Lhikan zu Nidhiki gewandt. „Du sagtest, der Krieg könnte heute enden.“
Lhikan shoved Nidhiki toward the Dark Hunter lines. “He didn’t deceive you. Though I wish he had.”
 
   
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„Das wird er auch“, antwortete der Toa der Luft. Rund um sie herum kamen die Dunklen Jäger aus ihren Verstecken hervor, die Waffen auf die Helden gerichtet. „Es tut mir leid, dass es so kommen musste, Bruder.“
“How did you know?” the Toa of Air asked his former friend.
 
   
  +
Lhikan schüttelte den Kopf. „Es tut dir nicht halb so leid wie mir … und nenn mich nie wieder ‚Bruder’!“
“The other night. The boat carrying supplies,” Lhikan replied. “You left without asking where it was docking. I went after you to give you the information, and stumbled on your meeting with your deadly new friend.”
 
   
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Der Arm des Toa des Feuers schoss nach oben. Plötzlich erschienen Toa oben an den Schluchtwänden, ein Dutzend, Einhundert, dann Zweihundert, und immer mehr. Sie sagten nichts, sondern zielten einfach nur mit ihren Waffen auf die nun umzingelten Dunklen Jäger. Nun waren die Jäger die Gejagten, und hilflos blickten sie auf Lariska. Sie überlegte, zuckte schließlich mit den Schultern und ließ ihre Dolche fallen.
“And all these new Toa?”
 
   
  +
„Sehr elegant“, sagte sie zu Nidhiki. „Du hast mich überlistet.“
“The ‘supplies’ we were promised from the south. With Dark Hunter eyes and ears everywhere, Dume and I thought it best not to talk of reinforcements out loud. Once I knew what you were planning, I ordered them here to spring a trap of our own.”
 
   
  +
Lhikan stieß Nidhiki zu den Dunklen Jägern. „Er hat dich nicht überlistet. Obwohl ich mir das sehr gewünscht hätte.“
“And now what?” asked Lariska. “Do you march us all into the sea?”
 
   
  +
„Woher wusstest du davon?“, fragte der Toa der Luft seinen ehemaligen Freund.
The Toa of fire met her gaze, his eyes cold. “A messenger was sent to the Shadowed One before you even reached the canyon. You will be allowed to walk out of here the same way you walked in, provided the Dark Hunters leave Metru Nui and never come back.” He turned and pointed to Nidhiki. “Starting with him.”
 
   
  +
„Letzte Nacht. Das Schiff mit der Unterstützung“, antwortete Lhikan. „Du bist gegangen, ohne mich zu fragen, wo es anlegt. Ich bin dir gefolgt, um es dir noch zu sagen, und habe dich bei deinem Treffen mit deiner tödlichen, neuen Freundin gefunden.“
Nidhiki’s expression was one of disbelief. “Go with them? But I’m a Toa, Lhikan. I’m your brother in arms!”
 
   
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„Und die ganzen neuen Toa?“
Lhikan turned his back on the traitorous Toa of Air. “No. No, you’re not. You lost the right to call me ‘brother’ when you betrayed us all. Get out, Nidhiki – of my sight and of this city. Get out before I kill you.”
 
***
 
   
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„Sie sind die Unterstützung, die man uns vom Süden versprochen hatte. Da die Dunklen Jäger praktisch alles überwachten und abhörten, haben Dume und ich beschlossen, lieber nicht laut von Verstärkung zu reden. Sobald ich wusste, was du vorhattest, habe ich ihnen befohlen, hier eine Falle von unserer Seite aufzustellen.“
Nidhiki sat on a bench, watching a team of Dark Hunters train. Their mission was to penetrate a heavily defended island and steal a stone known as the Makoki. He didn’t know all the details, but apparently the Shadowed One intended to split the rock up into six pieces and thus make six times the profit in ransoming it back.
 
   
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„Und jetzt?“, fragte Lariska. „Werft ihr uns jetzt alle ins Meer?“
The Dark Hunter squad was, for the most part, professional and efficient. They made it over and around every obstacle Nidhiki had set up, and effectively eliminated any target dummies that popped up. All of them, that is, except for one big blue brute who lacked any semblance of grace, style, or stealth. After watching him demolish a barrier he was supposed to slip quietly under, Nidhiki had seen enough.
 
   
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Der Toa des Feuers blickte sie kalt an. „Wir haben dem Schattigen eine Nachricht geschickt, schon bevor ihr die Schlucht erreicht habt. Ihr dürft so gehen, wie ihr gekommen seid, und dafür müssen die Dunklen Jäger Metru Nui verlassen und dürfen nie wieder zurückkommen.“ Er drehte sich um und deutete auf Nidhiki. „Vor allem er!“
“Krekka!” he snapped. “You just woke up every Toa for kios around. A Toa of Fire has spotted your team and you’re about to be the guest of honor at a Dark Hunter bake. What are you going to do?”
 
   
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Nidhiki konnte es nicht glauben. „Ich soll mit ihnen gehen? Aber ich bin ein Toa, Lhikan! Ich bin dein Bruder im Kampf!“
The blue Dark Hunter pondered for a very long time. Then he smiled and said brightly, “Smash him?”
 
   
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Lhikan drehte dem verräterischen Toa der Luft seinen Rücken zu. „Nein. Nein, bist du nicht. Du hast das Recht, mich ‚Bruder’ zu nennen, verloren, als du uns alle betrogen hast. Verschwinde, Nidhiki – aus meiner Sicht und der ganzen Stadt. Verschwinde, bevor ich dich umbringe!“
“He’s up there,” Nidhiki said, pointing up to a nonexistent fortress. “You’re down here.”
 
   
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<center>Sechs Monate später</center>
Krekka looked up to where his instructor was indicating, but saw nothing. “He’s not up there. Did he run away?”
 
   
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Nidhiki saß auf einer Bank und beobachtete ein Team Dunkler Jäger beim Trainieren. Ihre Mission war, auf eine schwer bewachte Insel einzudringen und einen als [[Makoki-Stein|Makoki]] bekannten Stein zu stehlen. Er kannte nicht alle Details, aber offenbar wollte der Schattige den Stein in sechs Teile spalten, um dann sechs Mal so viel Lösegeld zu verlangen.
“No, but why don’t you?”
 
   
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Die Truppe der Dunklen Jäger war größtenteils professionell und effizient. Sie überwanden jedes Hindernis, das Nidhiki aufgestellt hatte, und eliminierten alle Zielübungs-Attrappen, die auftauchten. Alle von ihnen, außer einem [[Krekka|großen, blauen Rohling]], der wohl noch nie etwas von Zierlichkeit, Stil oder Heimlichkeit gehört hatte. Nachdem er eine Barriere, unter der er leise hindurchkriechen hätte sollen, komplett zerstört hatte, hatte Nidhiki genug gesehen.
“Because I like it here.”
 
   
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„Krekka!“, schimpfte er. „Du hast gerade jeden Toa im Umkreis mehrerer Kio geweckt. Ein Toa des Feuers hat dein Team entdeckt und du bist kurz davor, zu Dunkler-Jäger-Gebäck verarbeitet zu werden. Was wirst du jetzt tun?“
Without another word, Nidhiki stalked off. It was time he and the Shadowed One had a talk.
 
   
  +
Der blaue Dunkle Jäger überlegte eine sehr lange Zeit. Dann grinste er und sagte stolz: „Ihn zerschmettern?“
“They’re ready.” Nidhiki reported. "All of them but the blue fool. Keep him here, send me, and we’ll get your rock for you. I promise.”
 
   
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„Er ist da oben“, sagte Nidhiki und deutete nach oben auf einer nichtexistierenden Festung, „und du bist hier unten.“
The Shadowed One smiled, but did not look up. “And we all know what your pledges are worth, don’t we, ‘Toa’ Nidhiki?”
 
   
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Krekka sah, wohin sein Ausbilder deutete, konnte aber nichts entdecken. „Er ist nicht da oben. Ist er weggelaufen?“
Nidhiki restrained himself from saying what came to mind. He had seen how the Shadowed One dealt with insubordination. Instead, he tried a different approach. “I know how Toa think. I know how they will try to defend the stone. I should be going on this mission.”
 
   
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„Nein, aber vielleicht solltest du das tun?“
“Your knowledge of your former allies makes you too valuable as a trainer for me to risk losing,” said the Shadowed One, not even trying to sound convincing. “Krekka goes. You stay.”
 
   
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„Nein, mir gefällt’s hier!“
Nidhiki felt fury rising in him. In the six months since he had come to the Shadowed One’s island, he had done nothing but help prepare other Dark Hunters for missions, wander among the rocks, and stare at the ocean. If there were such a thing as a Toa of Boredom, he would be it. And now to be passed over for that hulking, clumsy mass of muscle – it was too much.
 
   
  +
Ohne ein weiteres Wort verschwand Nidhiki. Es wurde Zeit, dass er und der Schattige miteinander redeten.
“He’s a moron,” he said through clenched teeth.
 
   
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<center>***</center>
That got the Shadowed One’s attention. He locked eyes on Nidhiki and rose to his full height. His voice sounded like ice braking. “And you’re a traitor. You turned your back on your ideals, your friends, your city, all to save your own worthless hide. Why would you ever think I would trust you, Nidhiki?”
 
   
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„Sie sind so weit“, meldete Nidhiki. „Alle außer dem blauen Idiot. Lass ihn hier, schick mich, und wir holen dir dein Steinchen. Ich verspreche es.“
The Toa of Air had nothing to say. After all, the Shadowed One was correct. He had turned against everyone who relied on him. The Toa didn’t want him, and the Dark Hunters were just using him for his knowledge. He belonged nowhere.
 
   
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Der Schattige lächelte, sah aber nicht auf. „Und wir wissen ja alle, was deine Versprechen wert sind, nicht war, ‚Toa’ Nidhiki?“
“But ... I am not without appreciation of your talents,” the Shadowed One continued. “So perhaps you are right – perhaps you would serve us best in the world beyond this island. I assume you would want only the most dangerous missions?”
 
   
  +
Nidhiki hielt sich zurück, das zu sagen, was er gerne wollte. Er hatte gesehen, wie der Schattige mit Ungehorsam umging. Stattdessen versuchte er es noch mal auf eine andere Weise. „Ich weiß, wie Toa denken. Ich weiß, wie sie versuchen werden, den Stein zu verteidigen. Ich sollte an dieser Mission teilnehmen.“
Nidhiki smiled, hardly able to believe the Shadowed One had come around to his way of thinking. “Those are the ones with the greatest reward.”
 
   
  +
„Dein Wissen über deine ehemaligen Freunde macht dich zu wertvoll als Trainer, um deinen Verlust zu riskieren“, antwortete der Schattige, und er versuchte nicht einmal überzeugend zu klingen. „Krekka geht! Du bleibst!“
“Indeed. Too dangerous for any Dark Hunter to do alone, however. You will need a partner. Fortunately, the very one for the job is waiting outside my chamber.”
 
   
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Nidhiki fühlte die Wut in sich hochsteigen. In den sechs Monaten, seit er zur [[Odina|Insel des Schattigen]] gekommen war, hatte er nichts anderes getan, als andere Dunkle Jäger auf Missionen vorzubereiten, zwischen Felsen herumzumarschieren und den Ozean anzustarren. Wenn es so etwas wie einen Toa der Langeweile gab, dann wäre er es. Und nun wurde auch noch diese aufgetürmte, schwerfällige Muskelmasse bevorzugt – das war zu viel.
Nidhiki turned to the door, confident he knew who was about to walk through. He and Lariska had been close companions since the disaster on Metru Nui. There would be no one better to team up with him.
 
   
  +
„Er ist ein Schwachkopf!“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.
The door opened. Nidhiki started to say her name ... and then the sound dies in his throat. Standing in the doorway ... in fact, so broad he had cracked the doorway ... was Krekka.
 
***
 
   
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Nun hatte er die Aufmerksamkeit des Schattigen. Er blickte Nidhiki an und stand zu seiner vollen Höhe auf. Mit seiner Stimme hätte er Eis zum Zerbrechen bringen können. „Und du bist ein Verrräter. Du hast dich gegen deine Ideale, deine Freunde, deine Stadt gewendet, nur um dich selbst zu retten. Warum glaubst du, sollte ich dir jemals trauen, Nidhiki?“
“Tell me the plan again.”
 
   
  +
Der Toa der Luft hatte nichts zu sagen. Schließlich hatte der Schattige Recht. Er hatte sich gegen jeden gewendet, der sich auf ihn verlassen hatte. Die Toa wollten ihn nicht, und die Dunklen Jäger waren nur an seinem Wissen interessiert. Er gehörte nirgendwohin.
Krekka started to reply, then stopped, as if the thought in his head had just flown away like a hungry Gukko bird. He looked lost for a moment. Then he suddenly brightened as he remembered what it was Nidhiki asked to hear.
 
   
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„Aber … Ich würdige sehr wohl deine Talente“, redete der Schattige weiter. „Also vielleicht hast du Recht – vielleicht könntest du uns in der Welt außerhalb dieser Insel dienen. Ich nehme an, du willst nur die allergefährlichsten Missionen?“
“We get there. I keep quiet and try to look scary. When we find the spot, I smash open the gate. You go inside. I stay outside.”
 
   
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Nidhiki grinste, er konnte kaum glauben, dass der Schattige plötzlich zu diesem Schluss gekommen war. „Klar, das sind die mit der höchsten Belohnung.“
“Why?” asked Nidhiki.
 
   
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„Das stimmt. Sie sind aber zu gefährlich für einen einzelnen Dunklen Jäger. Du brauchst seinen Partner. Glücklicherweise wartet dein perfekter Partner ja schon vor dem Raum.
“Because you said so.”
 
   
  +
Ndihiki drehte sich zur Tür und war sich sicher, wer nun gleich durch sie treten würde. Er und Lariska waren seit dem Desaster auf Metru Nui gute Freunde geworden. Mit niemandem könnte er besser zusammenarbeiten als mit ihr.
“Then what?” This was the fourth time Nidhiki had run Krekka through the plan, start to finish, and he would do it four more times if he had too.
 
   
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Die Tür öffnete sich. Nidhiki wollte schon ihren Namen sagen … doch er blieb ihm im Hals stecken. Im Türrahmen … um genau zu sein, hatte der Koloss den Türrahmen sogar gesprengt … stand Krekka.
“You smash up the place and then come out. We leave and come back here. You turn the weapons over to the Shadowed One and I keep my mouth shut, and ... and ...”
 
   
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<center>***</center>
Nidhiki frowned. “And no one gets hurt.”
 
   
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„Fass den Plan noch mal zusammen!“
“Oh, right!” said Krekka. “I always forget that part.”
 
   
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Krekka begann zu antworten, stockte dann aber, als ob sein Kopf gerade wie ein hungriger [[Gukko]]-Vogel weggeflogen wäre. Einen Moment wirke er ziemlich hilflos.
It was a fairly straightforward job. Some Matoran on a nearby island had developed a new kind of launcher. Nobody knew just what it was meant to fire, but the Shadowed One wanted it anyway. Supposedly, there were only a few models in existence. Once they were stolen, and the equipment used to create them smashed to bits, it would be a while before any more could be built.
 
   
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„Wir gehen rein. Ich bleib still und versuch, schaurig zu schauen. Wenn wir die Stelle finden, zerschmetter ich das Tor. Du gehst rein. Ich bleib davor.“
There were problems, of course. There was a Toa on the island, but Lariska had agreed to go ahead and set up a diversion. The Matoran posted guards around their village but did not cover one access point, which involved a climb up a sheer cliff. They assumed no one could get up that way.
 
   
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„Und warum?“, hakte Nidhiki nach.
They had never met Krekka.
 
   
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„Weil du das so gesagt hast.“
The big blue Dark Hunter slammed his fist into the side of the cliff, creating an instant handhold. He began to climb, punching holes in the rock as he did so. Nidhiki came up after him. They were halfway up when Nidhiki realized something was very wrong.
 
   
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„Was kommt als nächstes?“ Es war nun schon das vierte Mal, dass Nidhiki den Plan mit Krekka durchging, von Anfang bis Ende, und er würde es noch vier Mal tun, wenn er müsste.
“Wait a minute, Krekka,” he said. “I thought Lariska said you could fly?”
 
   
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„Du zerschmetterst den Ort und kommst dann raus. Wir gehen und kommen hierher. Du überbringst dem Schattigen die Waffen, ich halt meine Klappe, und … und …“
Krekka responded with his usual look of puzzlement. The he nodded vigorously. “Oh, that’s right. Forgot.”
 
   
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Nidhiki runzelte die Stirn. „Und keiner wird verletzt.“
If I pushed him right off this cliff, no one would ever know, Nidhiki grumbled to himself. And I would too, except the Shadowed One said I’m responsible for his well-being.
 
   
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„Ach ja!“, sagte Krekka. „Den Teil vergess ich immer.“
Krekka walked quickly to the door of the armory and smashed it down with one swing. Then he obediently stopped, turned around, and allowed Nidhiki to get in alone.
 
   
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Es war eine direkte Aufgabe. [[Nynrah-Geister|Ein paar Matoraner]] auf einer nahen Insel hatten eine neue Art von [[Zamorkugelwerfer|Werfer]] erfunden. Niemand wusste, was der Werfer verschießen sollte, aber der Schattige wollte ihn trotzdem. Angeblich gab es bisher nur einige wenige Modelle. Sobald sie gestohlen und die Ausrüstung, mit der sie erschaffen wurden, zerstört war, würde es wieder eine Weile dauern, bis weitere gebaut werden könnten.
The launchers were easy to find. There were three of them, but Nidhiki grabbed only one for transport back the Shadowed One’s island. Then he dug a hole in the rocky floor of the building and placed the other two inside. No one would ever think to look for stolen goods in the very place from which they were stolen – and now that Nidhiki knew where they were, he could come back and grab them anytime. After all, he might have a use for them someday that the Shadowed One would not approve of.
 
   
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Natürlich gab es auch Probleme. Es gab einen Toa auf der Insel, aber Lariska hatte sich dazu einverstanden erklärt, ihn abzulenken. Die Matoraner hatten Wachen um ihr Dorf aufgestellt, aber ein Zugang war nicht abgesichert. Um dorthin zu kommen, musste man eine steile Klippe hochklettern, und sie glaubten offenbar, dass niemand so etwas tun würde.
He was just beginning to fill the hole when the shadow of Krekka fell on him. “What are you doing?” asked the big Dark Hunter.
 
   
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Sie hatten noch nie Krekka gesehen.
“I told you to stay outside!”
 
   
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Der große blaue Dunkle Jäger schlug mit seiner Faust in die Seite der Klippe und erzeugte so eine Vertiefung, an der man sich festhalten konnte. Er begann zu klettern, und schlug dabei immer wieder neue Löcher in den Felsen. Nidhiki folgte ihm. Als sie die Hälfte des Weges hinter sich gelegt hatte, bemerkte Nidhiki, dass hier etwas nicht stimmte.
“I just remembered, Shadowed One said I have to stay with you all the time on a job.” Krekka answered. “What are you doing, Nidhiki?”
 
   
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„Moment mal, Krekka“, sagte er, „Hat Lariska nicht gesagt, du könntest fliegen?“
“What does it look like I’m doing? Listen, Krekka, we’ll bring one back to the Shadowed One, and then we’ll keep the other two for us. Wouldn’t you like a new toy to play with?” Krekka shook his head. “Shadowed One says everything goes back to him. Nothing gets left.”
 
   
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Krekka antwortete mit seiner üblichen Verwirrung. Dann nickte er energisch. „Oh, stimmt ja! Hab’ ich vergessen!“
“Krekka – “
 
   
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''Wenn ich ihn jetzt einfach von der Klippe stoßen würde, würde das nie jemand erfahren'', grummelte Nidhiki. ''Ich würde das nur zu gerne tun, wenn der Schattige nicht gesagt hätte, dass ich für sein Wohlergehen verantwortlich bin.''
“Shadowed One says no!” Krekka said, slamming his fist into the wall. The whole building shook as it might come down on top of them. Worse, the volume of his voice was attracting Matoran attention. Nidhiki could hear guards coming this way. He had been told to make sure the Dark Hunters’ involvement in this theft was kept secret, and that was now in jeopardy.
 
   
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Krekka ging schnell zur Tür des Lagers und zerschmetterte sie mit einem Schlag. Dann blieb er gehorsam stehen, drehte sich um und ließ Nidhiki alleine hineingehen.
“All right,” said Nidhiki, gathering up the three launchers and wishing he could use them on Krekka. “But just because you asked so nicely.”
 
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Die Werfer waren leicht zu finden. Es gab drei von ihnen, aber Nidhiki nahm nur einen mit, um ihn zur Insel des Schattigen zu bringen. Dann grub er ein Loch in den felsigen Boden des Gebäudes und versteckte darin die anderen beiden. Niemand würde jemals auf die Idee kommen, dort nach den gestohlenen Waren zu suchen, wo sie gestohlen worden waren – und nun, da Nidhiki wusste, wo sie sich befanden, konnte er später jederzeit zurückkommen und sie mitnehmen. Er könnte sie eines Tages selbst für etwas verwenden, was dem Schattigen nicht gefallen würde.
Nidhiki first spotted the stranger walking through the stone courtyard of the Shadowed One’s fortress. Tall, powerful, with jet-black armor, she moved like a serpent, her eyes darting from left to right. She was new, and anything new on the island was always of interest to him.
 
   
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Er war gerade dabei, das Loch wieder zuzugraben, als Krekka’s Schatten auf ihn fiel. „Was machst du da?“, fragte der große Dunkle Jäger.
“I wouldn’t,” said Lariska. She had appeared beside him without him ever being aware she was near. “She’s trouble.”
 
   
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„Ich hab dir doch gesagt, du sollst draußen bleiben!“
“What kind?”
 
   
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„Mir ist aber gerade eingefallen, der Schattige hat gesagt, ich soll die ganze Zeit bei dir bleiben“, antwortete Krekka. „Was machst du da, Nidhiki?“
“She wants Dark Hunter training, and she’s willing to pay. But she’s not joining. Says she has plans of her own. So the Shadowed One is giving her a few hours to change her mind, then she’s being sent back where she came from.”
 
   
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„Wonach sieht das wohl aus? Pass auf, Krekka, wir bringen einen dem Schattigen und behalten die anderen beiden. Hättest du nicht gerne ein neues Spielzeug?“
“And she needs our skill – so her plans involve theft, murder, and betrayal,” Nidhiki muttered. “Sounds like my kind of evening.”
 
   
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Krekka schüttelte den Kopf. „Der Schattige hat gesagt, wir bringen alles zu ihm. Wir behalten nichts.“
Before Lariska could stop him, he was on his way to greet the new arrival.
 
   
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„Krekka –“
“Get out of my way.”
 
   
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„Der Schattige sagt nein!“, rief Krekka und schlug mit seiner Faust gegen die Wand. Das ganze Gebäude wackelte, als ob es jederzeit zusammenbrechen könnte. Schlimmer noch, mit dem lauten Ruf hatte er die Matoraner auf die beiden aufmerksam gemacht. Nidhiki konnte schon hören, wie einige Wachen angerannt kamen. Ihm wurde gesagt, dass niemand wissen dürfte, dass die Dunklen Jäger irgendetwas mit dem Diebstahl zu tun hatten, und das stand nun auf dem Spiel.
Nidhiki didn’t move. He had found out the newcomer’s name was Roodaka, but precious little else about her. Still, he could make a few educated guesses and the best way to confirm them was face-to-face. If you can call what she’s got a "face", he noted.
 
   
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„Schon gut!“, sagte Nidhiki, nahm die drei Werfer an sich und wünschte sich, Krekka damit beschießen zu können. „Aber nur, weil du so lieb fragst.“
“Just trying to make you feel welcome,” he said lightly. “This is a very friendly island we have here – heavily defended, home to several hundred killers, and unfailingly lethal to trespassers ... but friendly.”
 
   
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Roodaka started to push past him. “I have no need of friends.”
 
   
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Nidhiki sah [[Roodaka|die Fremde]] zum ersten Mal, als sie durch den Hof der Festung des Schattigen ging. Sie war groß, stark, trug eine pechschwarze Rüstung, bewegte sich wie eine Schlange, ihre Augen flitzten von links nach rechts. Sie war neu, und ihn interessierte alles, was neu auf der Insel war.
Nidhiki blocked her again. “Then how about a business partner? Listen – I’ve been stuck on this rock for over a year now. The only time I get off is when they send me on some errand, with a drooling fool. I want out of here.”
 
   
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„Das würde ich nicht tun!“, sagte Lariska. Sie war neben ihm aufgetaucht, ohne dass er auch nur gewusst hatte, dass sie irgendwo in der Nähe war. „Sie bedeutet Probleme.“
“And this concerns me how?”
 
   
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„Was für Probleme?“
“You’re looking to get hired on by someone, or you’re already working for them,” Nidhiki replied. “Someone who needs beings with my kind of talent. Introduce me. If I get in, I’ll see you’re rewarded.”
 
   
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„Sie möchte Training von uns Dunklen Jägern, und sie würde dafür auch zahlen. Aber sie tritt uns nicht bei. Sagt, sie hat eigene Pläne. Also gibt der Schattige ihr ein paar Stunden, um es sich noch mal zu überlegen, danach schickt er sie dorthin, [[Xia|wo sie herkommt]].“
Roodaka nodded. When she spoke again, it was in a conspirational tone. “And what of the Shadowed One and the other Dark Hunters?”
 
   
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„Und sie braucht unsere Fähigkeiten – also geht es in ihren Plänen um Diebstahl, Mord und Verrat“, murmelte Nidhiki. „Passt ja perfekt zu mir!“
Nidhiki shrugged. “They will keep doing what they do. I was meant for bigger things. I was – I am – a Toa. I should be running puny islands like this, not working on them.” The tall ebony figure smiled. “I think we can do business together. Meet me at the dock in full darkness. We will conclude our arrangement then.”
 
   
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Bevor Lariska ihn aufhalten konnte, war er schon auf dem Weg, die Neue zu begrüßen.
Midnight found Nidhiki standing by the water’s edge. The island was silent, much like Metru Nui had been a year before, the night he met Lariska. He hadn’t told her about his meeting with Roodaka or his plans to leave the island. She wouldn’t have understood. She was a Dark Hunter, by profession and by nature. The notion that in some part of his heart he still saw himself as a Toa would have been laughable to her.
 
   
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She was too short-sighted, he decided. Her horizon stopped on the borders of the island. He still had the lean, powerful look of a Toa. He still had a Toa’s powers. All he would have to do would be to find some island where they never heard of Lhikan or Dume or Metru Nui, and the population would line up to welcome him. Anything he wanted would be his, and maybe ... maybe he might even be a hero again.
 
   
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„Geh mir aus dem Weg!“
After all, I look the part, he reminded himself. Of course, that won’t matter if Roodaka doesn’t show up soon.
 
   
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Nidhiki bewegte sich nicht. Er hatte herausgefunden, dass der Name der Neuen Roodaka war, aber sonst praktisch nichts. Er konnte zumindest einige Dinge raten, und der beste Weg, seine Vermutungen zu überprüfen, war, sie persönlich zu sprechen.
He stared out at the ocean, wondering about his past and his future. He remembered the first time he saw Metru Nui. It was the day he and a handful of other Toa arrived in answer to a summons to help fight the Kanohi dragon. They were strangers to each other, but brothers just the same – they all shared the responsibilities and the risks of being Toa. It was a special bond, nothing like what the Dark Hunters shared. And, to Nidhiki’s surprise and dismay, he found he missed it. Sure, maybe they weren’t really his friends ... maybe they were too quick to turn on him, instead of trying to understand why he did what he did ... maybe they couldn’t see past their jealousy and resentment of the only Toa smart enough to look out for himself.
 
   
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„Ich will dich hier nur willkommen heißen“, sagte er. „Wir haben hier eine sehr nette Insel – gut verteidigt, die Heimat hunderter Mörder, und stets tödlich für Unbefugte … aber nett.“
If it weren’t for me, the war would still be going on, he reminded himself. The Shadowed One would be sitting in the Coliseum right now. But do I get gratitude? No, I get exiled. Well, I’ll find a place where they need a Toa, and aren’t too particular about that kind. And if Lhikan or one of those Metru Nui heroes tries to take it away from me, I’ll make them regret the day they put on a Kanohi. All I need is for Roodaka to help me get what I deserve ...
 
   
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Roodaka wollte ihn zur Seite stoßen. „Ich brauche keine ‚netten’ Freunde.“
Rhotuka spinners, being pure energy, make very little noise when they fly. Even if the one Roodaka launched had, Nidhiki would never have heard it over the noise of his own thoughts. All he knew was the black pain when it struck, the world spinning in front of his eyes, the bizarre sensation of his muscles shifting, altering, becoming something alien.
 
   
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Nidhiki wich ihrem Arm aus. „Dann wie wäre es mit einem eiskalten Geschäftspartner? Pass auf – ich sitze seit über einem Jahr auf diesem Fels fest. Ich komme hier nur weg, wenn ich mal wieder mit einem sabbernden Idioten zu einem Botengang geschickt werde. Ich will hier raus.“
It lasted for six seconds. To Nidhiki, it lasted for an eternity. When it was over at last, he walked ... no, he wasn’t walking, at least not like before ... to the water’s edge. All he could see were the dark waves.
 
   
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„Und wieso sollte das mich interessieren?“
“Let us help.” The voice belonged to the Shadowed One. A moment later, the entire beach was bathed in torch light. And now Nidhiki could see his reflection in the water. He screamed for a very long time.
 
   
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„Du willst von jemandem angeheuert werden, oder arbeitest schon für jemanden“, antwortete Nidhiki. „Jemanden, der jemanden mit meinen Talenten gut brauchen kann. Stell mich ihnen vor. Wenn ich angenommen werde, wirst du dafür sicher gut belohnt.“
Roodaka watched with amusement as Nidhiki tried to master his new body. He was stumbling about on the sand, trying to move like a Toa but a prisoner of the monstrous form her mutation spinner had given him. She turned to the Shadowed One.
 
   
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Roodaka nickte. Als sie wieder redete, tat sie das mit einer verschwörerischen Stimme. „Und was wird aus dem Schattigen und den anderen Dunklen Jägern?“
“Can I assume I have purchased my training?" She asked.
 
   
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Nidhiki zuckte mit den Schultern. „Die werden weiterhin das tun, was sie tun. Ich war – ich ''bin'' – ein Toa. Ich sollte mickrige Inseln wie die hier kontrollieren, anstatt darauf zu arbeiten.“ Die große, ebenholzschwarze Figur lächelte. „Ich denke, wir können miteinander arbeiten. Wir treffen uns am Hafen, sobald es vollkommen dunkel ist. Wir können unsere Abmachung dort zu Ende führen.“
“Most definitely,” the Shadowed One replied. He thought again how amazing her powers seemed to be. Nidhiki’s head and arms had changed their shape. Most grotesque of all, his lower body now resembled that of a huge, four-legged insect. The sight was too much even for some of the assembled Dark Hunters. Lariska had already fled back to the fortress.
 
   
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“You really should have known,” the Shadowed One said to Nidhiki. “Roodaka wanted something from me. She attempted to use the report of your conversation to buy it, but I insisted on more. If you were still deluding yourself that you could go back to being a Toa, that you could wash the stain of treachery off your spirit that easily, I was going to strip that dream from you once and for all.” The Shadowed One laughed, a harsh and grating sound. “You are a monster, Nidhiki. Matoran seeing you would run screaming. You will never be cheered, never be admired, never be hailed as a savior by the crowds. What are you now? A Toa of Nightmares? A hero, Nidhiki, or a horror? No, I think you will find your place is now, and forevermore, with the Dark Hunters. For who else would have you?”
 
   
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Um Mitternacht stand Nidhiki am Meeresufer. Es war absolut still auf der Insel, wie damals auf Metru Nui, als er vor einem Jahr Lariska getroffen hatte. Ihr hatte er übrigens nichts von seinem Treffen mit Roodaka oder seinen Plänen, die Insel zu verlassen, erzählt. Sie hätte ihn nicht verstanden. Sie war ein Dunkler Jäger, von Beruf und von Natur. Den Gedanke, dass Nidhiki sich in einem Teil seines Herzen immer noch als Toa ansah, hätte sie vermutlich lachhaft gefunden.
Nidhiki’s eyes blazed with hatred. The Shadowed One paid no heed. Instead, he simply smiled and put a hand on the ex-Toa’s shoulder.
 
   
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Sie war zu kurzsichtig, hatte er beschlossen. Ihr Horizont endete an den Grenzen der Insel. Er hatte immer noch das Aussehen eines mächtigen Toa. Er hatte immer noch alle seine Toa-Kräfte. Alles, was er tun müsste, ist, eine Insel zu finden, deren Bewohner noch nie etwas von Lhikan oder Dume oder Metru Nui gehört hatten, und sie würden ihn wärmstens willkommen heißen. Er könnte alles haben, was er wollte, und vielleicht … vielleicht würde er sogar wieder ein Held sein.
“It’s ironic, in a way,” said the leader of the Dark Hunters. “Your friend Lhikan could have ended your misery back on Metru Nui, but he chose not to. No doubt he thought he was doing you a favor when he allowed you to leave, unharmed, with us.” The Shadowed One turned and walked away, saying, “Someday, you really should thank him properly.”
 
   
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''Immerhin sehe ich immer noch wie einer aus'', erinnerte er sich. ''Aber das kann mir wohl egal sein, wenn Roodaka nicht endlich mal auftaucht. ''
One by one, Roodaka and the others departed. No one spoke of a word of mourning for the Toa who had just died ... and no one spoke a word of welcome for the Dark Hunter that had just been born.
 
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Er starrte auf das Meer und machte sich über seine Vergangenheit und seine Zukunft Gedanken. Er erinnerte sich an das erste Mal, dass er Metru Nui gesehen hatte. An diesem Tag waren er und eine handvoll andere Toa einem Hilferuf, den Kanohi-Drachen zu bekämpfen, gefolgt und dorthin gekommen. Sie waren sich fremd, aber trotzdem Brüder – und sie hatten die Verantwortungen und Risiken des Toa-Seins gemeinsam. Das war ein besonderer Bund, nichts, was die Dunklen Jäger hatten. Und zu Nidhiki’s Überraschung und Schrecken vermisste er es. Klar, sie waren nicht wirklich seine Freunde … vielleicht hatten sie sich zu vorschnell gegen ihn gerichtet, anstatt dass sie versuchten, zu verstehen, warum er das getan hatte … vielleicht konnten sie nicht über ihren eigenen Neid und Groll auf den einzigen Toa, der klug genug war, sich um sich selbst zu kümmern, hinwegsehen.
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''Wenn es mich nicht gäbe, würde der Krieg jetzt immer noch weitergehen'', erinnerte er sich. ''Der Schattige würde jetzt im Kolosseum sitzen. Aber ist mir irgendjemand dankbar? Nein, ich werde verstoßen! Nun, ich werde schon noch einen anderen Ort finden, wo man einen Toa braucht und nicht zu wählerisch ist. Und wenn Lhikan oder einer dieser Metru-Nui-Helden versucht, mir mein Glück wieder wegzunehmen, werde ich dafür sorgen, dass sie den Tag bereuen, an dem sie eine Kanohi-Maske aufgesetzt haben. Alles, was ich jetzt noch zu meinem verdienten Lohn brauche, ist Roodaka…''
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[[Rhotuka-Rotoren]] machen, da sie aus reiner Energie bestehen, praktisch kein Geräusch beim Fliegen. Aber selbst, wenn dies nicht so wäre, hätte Nidhiki den Rotor, den Roodaka gerade geschossen hatte, nie gehört, so sehr war er in seinen Gedanken versunken. Er bemerkte ihn erst, als er getroffen wurde, nichts anderes als Schmerz mehr spürte, und sie die Welt um ihn herum drehte; die Folge von den Verschiebungen und Veränderungen seiner Muskeln.
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Es dauerte sechs Sekunden lang. Für Nidhiki fühlten sie sich wie eine Ewigkeit an. Als es vorbei war ging er … nein, er ging nicht, jedenfalls nicht so wie vorher … zum Meeresufer. Alles, was er sehen konnte, waren die dunklen Wellen.
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„Wir helfen dir!“ Die Stimme gehörte dem Schattigen. Im nächsten Moment war der ganze Strand mit Fackellicht beleuchtet. Und nun konnte Nidhiki seine Reflektion im Wasser sehen. Er schrie laut auf und hörte ewig nicht mehr damit auf.
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Amüsiert betrachtete Roodaka, wie Nidhiki versuchte, mit seinem neuen Körper umzugehen. Er stolperte auf dem Sand, weil er sich wie ein Toa bewegen wollte, aber nun in der monsterhaften Form gefangen war, die ihm ihr Mutations-Rotor gegeben hatte. Sie drehte sich zum Schattigen.
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„Kann ich davon ausgehen, dass das für mein Training reicht?“, fragte sie.
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„Auf jeden Fall!“, antwortete der Schattige. Er dachte darüber nach, wie unglaublich ihre Kräfte schienen. Nidhiki’s Kopf und Arme hatten ihre Form verändert. Am groteskesten war jedoch sein Unterkörper, der nun dem eines großen, vierbeinigen Insekts ähnelte. Der Anblick war selbst für einige der versammelten Dunklen Jäger zu viel gewesen. Lariska war sofort zurück in die Festung geflohen.
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„Du hättest es wissen müssen!“, sagte der Schattige zu Nidhiki. „Roodaka wollte etwas von mir. Sie dachte, dass ein Bericht über das Gespräch mit dir als Bezahlung reichen würde, aber ich wollte noch mehr. Da du immer noch gehofft hast, du könntest einfach wieder ein normaler Toa werden und deine verräterische Vergangenheit einfach so abwaschen, wollte ich diesem Traum ein für alle Mal ein Ende setzen.“ Der Schattige lachte, ein raues, krächzendes Geräusch. „Du bist ein Monster, Nidhiki. Matoraner, die dich sehn, rennen schreiend davon. Niemand wird dir zujubeln, niemand wird dich lieben, niemand wird dich verehren. Was bist du jetzt? Ein Toa der Albträume? Ein Held, Nidhiki, oder ein Horror? Nein, ich denke, du gehörst jetzt und immer hierher, zu den Dunklen Jägern. Sonst hast du ja niemanden mehr, oder?“
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Nidhiki blickte ihn hasserfüllt an. Der Schattige ignorierte das. Er lächtelte und legte eine Hand auf die Schulter des ehemaligen Toa.
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„Es kommt mir vor wie Ironie“, sagte der Anführer der Dunklen Jäger. „Dein Freund Lhikan hätte deiner Qual damals auf Metru Nui ein Ende setzen können, hat er aber nicht. Er dachte sicher, er würde dir einen Gefallen tun, wenn er dich mit zu uns kommen lässt.“ Der Schattige drehte sich um und ging weg. „Eines Tages solltest du ihm wirklich danken!“
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Nacheinander gingen Roodaka und die anderen. Niemand trauerte dem Toa, der gerade gestorben war, nach … und niemand hieß den Dunklen Jäger, der gerade geboren war, willkommen.
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==Charaktere==
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[[Kategorie: Story-Serials]]

Aktuelle Version vom 10. Oktober 2014, 15:22 Uhr

Dieses Serial/diese Kurzgeschichte gehört zur offiziellen BIONICLE-Story. Die Geschichte wurde entweder von Toa of Kenn, Nuhrii the Metruan oder Vezok's Friend auf BZPower, von Nuhrii the Metruan im inoffiziellen deutschen BIONICLE-Magazin oder von Toa-Nuva exklusiv für das Wiki-Nui übersetzt.
Die Geburt eines Dunklen Jägers

Birth of a Dark Hunter(Die Geburt eines Dunklen Jägers) ist eine kurze Geschichte, die am Ende der ersten Bionicle Encyclopedia gefunden werden kann. Sie wurde von Greg Farshtey geschrieben, und inoffiziell von Nathanael1711 und Toa-Nuva übersetzt. Die Geschichte erzählt von Nidhikis Verrat an den Toa. Der erste Teil der Geschichte kann in Bionicle Legends 4: Legacy of Evil aus der Sichtweise von Hakann, der heimlich im Hintergrund agiert, nachgelesen werden. Das Cover wurde mit Hilfe von Triggy aus dem BS01 erstellt.


Toa Lhikan schlich still durch die dunklen Straßen von Ta-Metru. In dieser Nacht war es absolut still, als ob sein Zuhause zu einer Stadt der Toten geworden wärde. Selbst die Schatten schienen von der Angst, die in Metru Nui herrschte, berührt zu sein.

Er wollte eine kleine Flamme erschaffen, überlegte es sich dann jedoch wieder anders. Turaga Dume hatte ihn gewarnt, dass er seine Position durch die Nutzung seiner Kräfte verraten würde. Der Feind würde die Quelle der Flamme finden, und wenn sie ihn zu weit vom Kolosseum fanden … er hatte schon gesehen, was mit anderen Toa passiert war, die leichtsinnig geworden waren.

Du kannst dir ein oder zwei Fehler erlauben, wenn du gegen Rahi kämpftst, erinnerte er sich. Aber nicht gegen diese Gegner. Alles, was sie brauchen, ist der kleinste Fehler, und –

Ein Geräusch kam von oben – Metall, das gegen Stein kratzte, ohne Zweifel von einem der Dächer. Ein Hinterhalt? Die Dunklen Jäger waren mehr als fähig dazu – und zu schlimmerem. Lhikan aktivierte seine Maske des Schutzes, erschuf ein Kraftfeld um sich herum, und zog seine großen Schwerter. Wer – oder was – hinter ihm her war, würde eine Überraschung erleben.

Eine ihm bekannte Maske tauchte am Rand des Daches einer Gießerei auf. „Entspann’ dich, Bruder. Ich bin es!“

Toa Nidhiki sprang herunter und landete neben seinem Kameraden. Seine smaragdgrüne Rüstung war von unzählbar vielen Kämpfen sehr stark beschädigt. „Mitternachtsspaziergänge, was?”, flüsterte er. „Was ist der Grund dafür, stellt dir der Krieg nicht genug Aufgaben?”

„Du solltest im Kolosseum sein, mit den anderen”, antwortete Lhikan.

„Mir war langweilig. Außerdem sollten sechs Toa genug sein, um einen einzigen Turaga zu beschützen.”

„Nicht, wenn meine Vermutungen stimmen”, sagte Lhikan grimmig. “Nicht, wenn sie hinter ihm her sind. Die halbe Legion könnte dort drinnen sein, und er wäre immer noch nicht sicher.”

Nidhiki lächelte unter seiner Maske der Tarnung. „Du machst dir zu viel Sorgen, Bruder. Das hast du schon immer. Weißt du noch als alle diese Türme des Wissens in Ko-Metru zerschmettert wurden? Du warst dir sicher, dass der Kanohi-Drache wieder da war. Und dann waren es nur ein paar miesgelaunte Eisfledermäuse.”

„Dann munter mich mal auf!“, sagte Lhikan. „Ich gehe nach Westen und patroulliere dort. Du gehst nach Norden. Benutze deine Maske, bleib aus dem Sichtfeld anderer, und bei Mata Nui, wenn du Dunkle Jäger siehst, hol diesmal Hilfe!

„Mit dir macht die ständige Gewalt fast keinen Spaß mehr“, kicherte Nidhiki, während er verschwand.

***

Toa Nidhiki wanderte durch die breiten Straßen von Ga-Metru, an Tempeln, Schulen und Kanälen vorbei. Von allen Metru mochte er dieses hier am wenigsten. Es sah einfach so sauber und ordentlich aus. Wenn hier etwas Wasser auf die Straßen schwappen würde, würden sie wahrscheinlich ein halbes Dutzend Vahki-Patroullien herbeirufen und einen Metru-weiten Notfall ausrufen.

Er hatte die Maske der Heimlichkeit, mit der er sich geisterhaft, kaum sichtbar und absolut geräuschlos machen konnte, schon lange deaktiviert. So nützlich die Maske auch war, es störte ihn, wenn er seine eigenen Schritte nicht hören konnte. Lhikan hätte wohl gesagt, er würde „unnötige Risiken auf sich nehmen“. Aber Nidhiki bezweifelte ernsthaft, dass sich ein Dunkler Jäger in dieses bildschöne, himmelblaue, ach-so-ordentliche Metru verlaufen würde.

Etwas krabbelte rechts neben ihm durch den Schatten. Er sprang auf, als er eine Röhrenspinne bei ihrer nächtlichen Jagd bemerkte. Er hätte es zwar nie einem seiner Toa-Brüder verraten, aber Nidhiki widerten Röhrenspinnen, Nui-Jaga, Nui-Rama und alle anderen insektenartigen Rahi an. Wenn es nach ihm gehen würde, wäre Metru Nui schon lange von allen mehrbeinigen, krabbelnden Dingen befreit.

Nidhiki wartete, bis die Spinne außer Sichtweite war, bevor er, etwas vorsichtiger als zuvor, weiterging. Und nur weil er nun ein klein wenig vorsichtiger war, bemerkte er auch die Figur, die von Schatten zu Schatten huschte. Es war das erste Mal, dass er jemanden sah, der sich in den Schatten offenbar genau so sehr zu Hause fühlte wie er. Fasziniert folgte er ihr.

Zwei Dinge wurden schnell klar. Erstens war die Verfolgte kein Toa – sie trug keine Kanohi-Maske, und sie war viel zu gut darin, sich ungesehen und geräuschlos durch die Nacht zu bewegen. Toa waren im Allgemeinen nicht sehr gut im Schleichen. Sie waren einfach zu stolze und bekannte Helden für so etwas. Nidhiki war da eine Ausnahme. Wo er her kam, mussten die Toa vom Schatten aus angreifen, sonst lebten sie nicht lange.

Das zweite war ihr Ziel. Sie bewegte sich auf direktem Wege in Richtung Südwesten zum Kolosseum. Normalerweise wäre Nidhiki das wegen der hohen Sicherheit egal gewesen. Aber was, wenn diese Dunkle Jägerin tatsächlich gut genug wäre, um es hineinzuschaffen, und dann wer-weiß-was mit Turaga Dume anstellen würde?

Nidhiki blieb stehen, nahm seine Sense und zielte dorthin, wo sie sein würde, nicht wo sie jetzt war. Dann erzeugte er einen kleinen, gezielten Luftstoß mit der Stärke eines Hurrikans dorthin. Sie drehte sich nicht um. Sie schrie nicht auf. Sie sprang einfach nur zur Seite, als ob er einen Kodan-Ball auf sie geworfen hätte; landete geräuschlos und wirbelte zu ihm herum. Ihr Lächeln war eine Herausforderung.

„Danke für den angenehmen Luftzug!“, sagte sie leise. „Jagen ist harte Arbeit!“

„Dann brauchst du vielleicht etwas Frostigeres!“, antwortete er. Diesmal schickte er elementare Luft-Kraft von beiden Seiten seiner Waffe, um sie einzuklammern. Zu seiner Überraschung machte sie aus dem Stehen einen Salto, und wich beiden Angriffen elegant aus. Schon bevor sie wieder auf beiden Beinen Stand, schleuderte sie zwei Dolche in seine Richtung geschleudert. Einer schoss gerade noch an seiner Maske vorbei, der andere schnitt beim Vorbeifliegen in die Rüstung an seiner rechten Schulter.

„Offenbar bringt man euch im Toa-Training wohl kein Ausweichen bei“, sagte die Dunkle Jägerin. „Kein Wunder, dass eure Stadt am Ende ist.“

Nidhiki blickte von dem Schnitt in seiner Rüstung zurück zu seinem Feind. Sie hatte ihn absichtlich verfehlt, das war sicher. Wenn sie ihn töten hätte wollen, dann wäre er jetzt auch tot.

„Nicht meine Stadt“, antwortete er. „Aber ein Ort, den ich genauso beschütze.“

„Oh. Eine Sache der Ehre?“

Nidhiki überlegte, bevor er antwortete. „Sagen wir lieber, keine besseren Angebote.“

Er blickte für den Bruchteil einer Sekunde weg, um seine Sense bereitzuhalten. Als er wieder aufsah, war sie weg, verschwunden wie Rauch im Nachtwind. Nidhiki stand bewegungslos da, er atmete nichteinmal, seine Beine waren angespannt und bereit, jederzeit zu springen. Als ein Kriegsveteran war ihm klar, dass er jetzt nicht in Panik geraten durfte. So lange er nicht wusste, wo sie war, könnte jede Bewegung die falsche sein. Er aktivierte seine Maskenkraft und verschwand im Schatten.

„Oh, du bist gut!“

Ihre Stimme kam von oben. Sie saß zwischen den Röhren und beobachtete ihn. Es war das perfekte Versteck – ein Wind, der stark genug wäre, um sie von dort zu vertreiben, würde auch die Röhre beschädigen und auf ihn stürzen lassen, und wenn er zu ihr hochklettern würde, wäre das Selbstmord.

„Ich könnte dich jetzt auf der Stelle töten, Toa“, redete sie weiter. „Aber ich habe mein Kontingent für heute schon erfüllt. Also werde ich dich einfach hier lassen und deinen geschätzten Turaga töten. Wenn du Angst vor der Dunkelheit hast… na ja, das solltest du auch.“

Nidhiki blieb still, bis ein weiterer Dolch sich in die Wand hinter ihm bohrte.

„Antworte, wenn ich mit dir rede!“, sagte die Dunkle Jägerin. „Ich weiß schon, wo du bist! Ich kann deine Angst riechen!“

Der Toa versuchte, sich zu beruhigen. Er war schon öfters in schwierigen Situationen gewesen und hatte sich immer irgendwie herausreden können. Das hier sollte nicht viel schwerer sein. „Du wirst es niemals schaffen. Die Sicherheit ist zu hoch.“

„Ich werde dir schon noch das Gegenteil beweisen. Oder … hast du einen besseren Plan?“

„Wir sind Feinde, schon vergessen?“

„Das müssen wir aber nicht!“ Ihre Stimme war nun über und hinter ihm. Er drehte sich um, aber konnte sie immer noch nicht sehen. „Wie viele Toa wart ihr am Anfang? Einhundert? Zweihundert? Und wie viele sind jetzt noch von euch übrig, vielleicht ein paar Dutzend? Die Dunklen Jäger kontrollieren die halbe Stadt, und bald haben wir auch die andere Hälfte. Sobald das hier vorbei bist, bist du nur noch eine von vielen Masken im Haufen.“

Das traf den Toa tief. In den Monaten, seit Turaga Dume den Dunklen Jägern verboten hatte, eine Basis auf Metru Nui zu errichten, waren zahllose Toa gefallen. Die meisten waren aus dem Schatten angegriffen worden, ohne auch nur zu wissen, dass ihr Feind überhaupt da war. Oh, es hatte einige Siege gegeben – Nidhiki hatte mehr als seinen Anteil aufgespürt, und Lhikan war im Kampf sechs Toa wert – aber sie alle wussten, dass die Jäger ihnen zahlenmäßig überlegen waren. Es war alles nur noch eine Frage der Zeit.

„Wenn du sterben willst, kann ich dir gerne dabei helfen“, fügte sie hinzu. „Aber wenn du leben willst … könnte ich etwas arrangieren.“

Ein langer Moment verging. Dann senkte Nidhiki seine Sense. Eine Sekunde später landete die Dunkle Jägerin namens Lariska vor ihm auf dem Boden. Sie hielt immer noch ihre Dolche bereit. „Der Schattige – mein Arbeitgeber – sucht immer nach neuen Talenten“, sagte sie. „Wenn du uns hilfst, das Kolosseum zu übernehmen, kannst du uns deinen Preis dafür nennen.“

Nidhiki hatte die Qual der Wahl. Wenn er die Toa betrügen würden, würde sein Name ehrlos in die Geschichte eingehen … oder?

Wer würde es schon weitererzählen?, fragte er sich. Die Toa werden alle tot sein. Die Matoraner? Die glauben, was man ihnen sagt. Und die Dunklen Jäger? Klar, als ob irgendjemand denen zuhören würde.

„Metru Nui“, sagte er bestimmt. „Ich gebe euch Dume, Lhikan und den Rest, und ich bekomme die Stadt zum Beherrschen. Das ist mein Angebot, nimm es an oder hau ab!“

Lariska grinste. „Ich glaube, meine Wahl ist eher, ob ich es annehmen oder dich auf der Stelle töten soll. Aber ich lass das mal durchgehen. Komm morgen Nacht wieder hierher – ich werde dir dann unsere Antwort sagen.“

***

Der nächste Tag dauerte ewig. Nidhiki verbrachte die ganze Zeit, in dem er durch die Halle des Kolosseums wanderte und sich vorstellte, wie er das alles kontrollieren würde. Hin und wieder überkamen ihn Schuldgefühle für das, was er tun wollte. Aber dann erinnerte er sich, dass Dume und die anderen Toa selbst schuld waren, dafür, dass sie dachten, sie hätten auch nur eine Chance gegen die Dunklen Jäger.

Als die beiden Sonnen untergingen, kam Lhikan auf ihn zu. „Nidhiki, da bist du also! Es kommt ein Schiff mit Unterstützung aus dem Süden. Ich will, dass du sie abholst.

„Alles klar!“, antwortete Nidhiki, er war ihm dankbar für diese Ausrede, abzuhauen. „Ohne Vorräte halten wir schließlich keine Belagerung bis zum bitteren Ende durch, nicht wahr?“

Er verschwand, bevor Lhikan antworten konnte.

***

„Abgemacht!“, sagte Lariska. „Morgen führst du Lhikan und die Kolosseums-Wache in die Schlucht des Endlosen Flüsterns in Po-Metru. Wir werden in den Höhlen versteckt warten. Sobald das alles vorbei ist, kümmere ich mich persönlich um Dume … und die Stadt gehört dir, Nidhiki. Was wirst du mit ihr tun?“

Nidhiki setzte sich auf eine Bank und streckte seine Beine aus. „Vielleicht solltest du in der Gegend bleiben, Lariska, und es dir selbst ansehen.“

***

Nidhiki's Neuigkeiten schlugen im Kolosseum wie ein Blitz ein. Die Dunklen Jäger hatten ein Basis-Camp in einer Schlucht in Po-Metru aufgestellt. Alles, was sie taten, wurde von dort aus gelenkt. Ein schneller Angriff und der Krieg wäre vorbei.

„Wir werden jeden Toa brauchen, den wir auftreiben können“, erklärte er Lhikan. „Wir können es nicht riskieren, diese Gelegenheit zu verlieren, nur weil wir jemanden im Kolosseum zurückgelassen haben.“

Lhikan sah Dume an. Der Turaga nickte. „Nidhiki hat Recht. Wir werden wahrscheinlich nie wieder eine solche Chance haben.“

„Alles klar!“, sagte Lhikan. „Ich werde die Wache versammeln. Wir gehen sofort los!“

Weniger als fünfzehn Minuten später waren sie schon unterwegs, über einhundert Toa, angeführt von Lhikan und Nidhiki. Die gepanzerten Füße wirbelten riesige Staubwolken auf, als sie die alten Pfade durch Po-Metru entlangreisten. Jeder von ihnen hatte ein Toa-Bruder oder eine -Schwester im Kampf verloren und wollte, dass alles so schnell wie möglich endete. Aber nicht, bevor sie die Dunklen Jäger für ihre Verbrechen bezahlen lassen hatten.

Seite an Seite marschierten sie in die Schlucht des Endlosen Flüsterns. Der Schall ihrer Schritte echote immer wieder. Die Sonne erhitzte den Stein, so weit man sehen konnte. Ein paar Flug-Rahi flogen in der Hitze umher. Doch von einem Basis-Camp der Dunklen Jäger war nichts zu sehen.

„Wo ist es?“, fragte Lhikan zu Nidhiki gewandt. „Du sagtest, der Krieg könnte heute enden.“

„Das wird er auch“, antwortete der Toa der Luft. Rund um sie herum kamen die Dunklen Jäger aus ihren Verstecken hervor, die Waffen auf die Helden gerichtet. „Es tut mir leid, dass es so kommen musste, Bruder.“

Lhikan schüttelte den Kopf. „Es tut dir nicht halb so leid wie mir … und nenn mich nie wieder ‚Bruder’!“

Der Arm des Toa des Feuers schoss nach oben. Plötzlich erschienen Toa oben an den Schluchtwänden, ein Dutzend, Einhundert, dann Zweihundert, und immer mehr. Sie sagten nichts, sondern zielten einfach nur mit ihren Waffen auf die nun umzingelten Dunklen Jäger. Nun waren die Jäger die Gejagten, und hilflos blickten sie auf Lariska. Sie überlegte, zuckte schließlich mit den Schultern und ließ ihre Dolche fallen.

„Sehr elegant“, sagte sie zu Nidhiki. „Du hast mich überlistet.“

Lhikan stieß Nidhiki zu den Dunklen Jägern. „Er hat dich nicht überlistet. Obwohl ich mir das sehr gewünscht hätte.“

„Woher wusstest du davon?“, fragte der Toa der Luft seinen ehemaligen Freund.

„Letzte Nacht. Das Schiff mit der Unterstützung“, antwortete Lhikan. „Du bist gegangen, ohne mich zu fragen, wo es anlegt. Ich bin dir gefolgt, um es dir noch zu sagen, und habe dich bei deinem Treffen mit deiner tödlichen, neuen Freundin gefunden.“

„Und die ganzen neuen Toa?“

„Sie sind die Unterstützung, die man uns vom Süden versprochen hatte. Da die Dunklen Jäger praktisch alles überwachten und abhörten, haben Dume und ich beschlossen, lieber nicht laut von Verstärkung zu reden. Sobald ich wusste, was du vorhattest, habe ich ihnen befohlen, hier eine Falle von unserer Seite aufzustellen.“

„Und jetzt?“, fragte Lariska. „Werft ihr uns jetzt alle ins Meer?“

Der Toa des Feuers blickte sie kalt an. „Wir haben dem Schattigen eine Nachricht geschickt, schon bevor ihr die Schlucht erreicht habt. Ihr dürft so gehen, wie ihr gekommen seid, und dafür müssen die Dunklen Jäger Metru Nui verlassen und dürfen nie wieder zurückkommen.“ Er drehte sich um und deutete auf Nidhiki. „Vor allem er!“

Nidhiki konnte es nicht glauben. „Ich soll mit ihnen gehen? Aber ich bin ein Toa, Lhikan! Ich bin dein Bruder im Kampf!“

Lhikan drehte dem verräterischen Toa der Luft seinen Rücken zu. „Nein. Nein, bist du nicht. Du hast das Recht, mich ‚Bruder’ zu nennen, verloren, als du uns alle betrogen hast. Verschwinde, Nidhiki – aus meiner Sicht und der ganzen Stadt. Verschwinde, bevor ich dich umbringe!“

Sechs Monate später

Nidhiki saß auf einer Bank und beobachtete ein Team Dunkler Jäger beim Trainieren. Ihre Mission war, auf eine schwer bewachte Insel einzudringen und einen als Makoki bekannten Stein zu stehlen. Er kannte nicht alle Details, aber offenbar wollte der Schattige den Stein in sechs Teile spalten, um dann sechs Mal so viel Lösegeld zu verlangen.

Die Truppe der Dunklen Jäger war größtenteils professionell und effizient. Sie überwanden jedes Hindernis, das Nidhiki aufgestellt hatte, und eliminierten alle Zielübungs-Attrappen, die auftauchten. Alle von ihnen, außer einem großen, blauen Rohling, der wohl noch nie etwas von Zierlichkeit, Stil oder Heimlichkeit gehört hatte. Nachdem er eine Barriere, unter der er leise hindurchkriechen hätte sollen, komplett zerstört hatte, hatte Nidhiki genug gesehen.

„Krekka!“, schimpfte er. „Du hast gerade jeden Toa im Umkreis mehrerer Kio geweckt. Ein Toa des Feuers hat dein Team entdeckt und du bist kurz davor, zu Dunkler-Jäger-Gebäck verarbeitet zu werden. Was wirst du jetzt tun?“

Der blaue Dunkle Jäger überlegte eine sehr lange Zeit. Dann grinste er und sagte stolz: „Ihn zerschmettern?“

„Er ist da oben“, sagte Nidhiki und deutete nach oben auf einer nichtexistierenden Festung, „und du bist hier unten.“

Krekka sah, wohin sein Ausbilder deutete, konnte aber nichts entdecken. „Er ist nicht da oben. Ist er weggelaufen?“

„Nein, aber vielleicht solltest du das tun?“

„Nein, mir gefällt’s hier!“

Ohne ein weiteres Wort verschwand Nidhiki. Es wurde Zeit, dass er und der Schattige miteinander redeten.

***

„Sie sind so weit“, meldete Nidhiki. „Alle außer dem blauen Idiot. Lass ihn hier, schick mich, und wir holen dir dein Steinchen. Ich verspreche es.“

Der Schattige lächelte, sah aber nicht auf. „Und wir wissen ja alle, was deine Versprechen wert sind, nicht war, ‚Toa’ Nidhiki?“

Nidhiki hielt sich zurück, das zu sagen, was er gerne wollte. Er hatte gesehen, wie der Schattige mit Ungehorsam umging. Stattdessen versuchte er es noch mal auf eine andere Weise. „Ich weiß, wie Toa denken. Ich weiß, wie sie versuchen werden, den Stein zu verteidigen. Ich sollte an dieser Mission teilnehmen.“

„Dein Wissen über deine ehemaligen Freunde macht dich zu wertvoll als Trainer, um deinen Verlust zu riskieren“, antwortete der Schattige, und er versuchte nicht einmal überzeugend zu klingen. „Krekka geht! Du bleibst!“

Nidhiki fühlte die Wut in sich hochsteigen. In den sechs Monaten, seit er zur Insel des Schattigen gekommen war, hatte er nichts anderes getan, als andere Dunkle Jäger auf Missionen vorzubereiten, zwischen Felsen herumzumarschieren und den Ozean anzustarren. Wenn es so etwas wie einen Toa der Langeweile gab, dann wäre er es. Und nun wurde auch noch diese aufgetürmte, schwerfällige Muskelmasse bevorzugt – das war zu viel.

„Er ist ein Schwachkopf!“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.

Nun hatte er die Aufmerksamkeit des Schattigen. Er blickte Nidhiki an und stand zu seiner vollen Höhe auf. Mit seiner Stimme hätte er Eis zum Zerbrechen bringen können. „Und du bist ein Verrräter. Du hast dich gegen deine Ideale, deine Freunde, deine Stadt gewendet, nur um dich selbst zu retten. Warum glaubst du, sollte ich dir jemals trauen, Nidhiki?“

Der Toa der Luft hatte nichts zu sagen. Schließlich hatte der Schattige Recht. Er hatte sich gegen jeden gewendet, der sich auf ihn verlassen hatte. Die Toa wollten ihn nicht, und die Dunklen Jäger waren nur an seinem Wissen interessiert. Er gehörte nirgendwohin.

„Aber … Ich würdige sehr wohl deine Talente“, redete der Schattige weiter. „Also vielleicht hast du Recht – vielleicht könntest du uns in der Welt außerhalb dieser Insel dienen. Ich nehme an, du willst nur die allergefährlichsten Missionen?“

Nidhiki grinste, er konnte kaum glauben, dass der Schattige plötzlich zu diesem Schluss gekommen war. „Klar, das sind die mit der höchsten Belohnung.“

„Das stimmt. Sie sind aber zu gefährlich für einen einzelnen Dunklen Jäger. Du brauchst seinen Partner. Glücklicherweise wartet dein perfekter Partner ja schon vor dem Raum.

Ndihiki drehte sich zur Tür und war sich sicher, wer nun gleich durch sie treten würde. Er und Lariska waren seit dem Desaster auf Metru Nui gute Freunde geworden. Mit niemandem könnte er besser zusammenarbeiten als mit ihr.

Die Tür öffnete sich. Nidhiki wollte schon ihren Namen sagen … doch er blieb ihm im Hals stecken. Im Türrahmen … um genau zu sein, hatte der Koloss den Türrahmen sogar gesprengt … stand Krekka.

***

„Fass den Plan noch mal zusammen!“

Krekka begann zu antworten, stockte dann aber, als ob sein Kopf gerade wie ein hungriger Gukko-Vogel weggeflogen wäre. Einen Moment wirke er ziemlich hilflos.

„Wir gehen rein. Ich bleib still und versuch, schaurig zu schauen. Wenn wir die Stelle finden, zerschmetter ich das Tor. Du gehst rein. Ich bleib davor.“

„Und warum?“, hakte Nidhiki nach.

„Weil du das so gesagt hast.“

„Was kommt als nächstes?“ Es war nun schon das vierte Mal, dass Nidhiki den Plan mit Krekka durchging, von Anfang bis Ende, und er würde es noch vier Mal tun, wenn er müsste.

„Du zerschmetterst den Ort und kommst dann raus. Wir gehen und kommen hierher. Du überbringst dem Schattigen die Waffen, ich halt meine Klappe, und … und …“

Nidhiki runzelte die Stirn. „Und keiner wird verletzt.“

„Ach ja!“, sagte Krekka. „Den Teil vergess ich immer.“

Es war eine direkte Aufgabe. Ein paar Matoraner auf einer nahen Insel hatten eine neue Art von Werfer erfunden. Niemand wusste, was der Werfer verschießen sollte, aber der Schattige wollte ihn trotzdem. Angeblich gab es bisher nur einige wenige Modelle. Sobald sie gestohlen und die Ausrüstung, mit der sie erschaffen wurden, zerstört war, würde es wieder eine Weile dauern, bis weitere gebaut werden könnten.

Natürlich gab es auch Probleme. Es gab einen Toa auf der Insel, aber Lariska hatte sich dazu einverstanden erklärt, ihn abzulenken. Die Matoraner hatten Wachen um ihr Dorf aufgestellt, aber ein Zugang war nicht abgesichert. Um dorthin zu kommen, musste man eine steile Klippe hochklettern, und sie glaubten offenbar, dass niemand so etwas tun würde.

Sie hatten noch nie Krekka gesehen.

Der große blaue Dunkle Jäger schlug mit seiner Faust in die Seite der Klippe und erzeugte so eine Vertiefung, an der man sich festhalten konnte. Er begann zu klettern, und schlug dabei immer wieder neue Löcher in den Felsen. Nidhiki folgte ihm. Als sie die Hälfte des Weges hinter sich gelegt hatte, bemerkte Nidhiki, dass hier etwas nicht stimmte.

„Moment mal, Krekka“, sagte er, „Hat Lariska nicht gesagt, du könntest fliegen?“

Krekka antwortete mit seiner üblichen Verwirrung. Dann nickte er energisch. „Oh, stimmt ja! Hab’ ich vergessen!“

Wenn ich ihn jetzt einfach von der Klippe stoßen würde, würde das nie jemand erfahren, grummelte Nidhiki. Ich würde das nur zu gerne tun, wenn der Schattige nicht gesagt hätte, dass ich für sein Wohlergehen verantwortlich bin.

Krekka ging schnell zur Tür des Lagers und zerschmetterte sie mit einem Schlag. Dann blieb er gehorsam stehen, drehte sich um und ließ Nidhiki alleine hineingehen.

Die Werfer waren leicht zu finden. Es gab drei von ihnen, aber Nidhiki nahm nur einen mit, um ihn zur Insel des Schattigen zu bringen. Dann grub er ein Loch in den felsigen Boden des Gebäudes und versteckte darin die anderen beiden. Niemand würde jemals auf die Idee kommen, dort nach den gestohlenen Waren zu suchen, wo sie gestohlen worden waren – und nun, da Nidhiki wusste, wo sie sich befanden, konnte er später jederzeit zurückkommen und sie mitnehmen. Er könnte sie eines Tages selbst für etwas verwenden, was dem Schattigen nicht gefallen würde.

Er war gerade dabei, das Loch wieder zuzugraben, als Krekka’s Schatten auf ihn fiel. „Was machst du da?“, fragte der große Dunkle Jäger.

„Ich hab dir doch gesagt, du sollst draußen bleiben!“

„Mir ist aber gerade eingefallen, der Schattige hat gesagt, ich soll die ganze Zeit bei dir bleiben“, antwortete Krekka. „Was machst du da, Nidhiki?“

„Wonach sieht das wohl aus? Pass auf, Krekka, wir bringen einen dem Schattigen und behalten die anderen beiden. Hättest du nicht gerne ein neues Spielzeug?“

Krekka schüttelte den Kopf. „Der Schattige hat gesagt, wir bringen alles zu ihm. Wir behalten nichts.“

„Krekka –“

„Der Schattige sagt nein!“, rief Krekka und schlug mit seiner Faust gegen die Wand. Das ganze Gebäude wackelte, als ob es jederzeit zusammenbrechen könnte. Schlimmer noch, mit dem lauten Ruf hatte er die Matoraner auf die beiden aufmerksam gemacht. Nidhiki konnte schon hören, wie einige Wachen angerannt kamen. Ihm wurde gesagt, dass niemand wissen dürfte, dass die Dunklen Jäger irgendetwas mit dem Diebstahl zu tun hatten, und das stand nun auf dem Spiel.

„Schon gut!“, sagte Nidhiki, nahm die drei Werfer an sich und wünschte sich, Krekka damit beschießen zu können. „Aber nur, weil du so lieb fragst.“

***

Nidhiki sah die Fremde zum ersten Mal, als sie durch den Hof der Festung des Schattigen ging. Sie war groß, stark, trug eine pechschwarze Rüstung, bewegte sich wie eine Schlange, ihre Augen flitzten von links nach rechts. Sie war neu, und ihn interessierte alles, was neu auf der Insel war.

„Das würde ich nicht tun!“, sagte Lariska. Sie war neben ihm aufgetaucht, ohne dass er auch nur gewusst hatte, dass sie irgendwo in der Nähe war. „Sie bedeutet Probleme.“

„Was für Probleme?“

„Sie möchte Training von uns Dunklen Jägern, und sie würde dafür auch zahlen. Aber sie tritt uns nicht bei. Sagt, sie hat eigene Pläne. Also gibt der Schattige ihr ein paar Stunden, um es sich noch mal zu überlegen, danach schickt er sie dorthin, wo sie herkommt.“

„Und sie braucht unsere Fähigkeiten – also geht es in ihren Plänen um Diebstahl, Mord und Verrat“, murmelte Nidhiki. „Passt ja perfekt zu mir!“

Bevor Lariska ihn aufhalten konnte, war er schon auf dem Weg, die Neue zu begrüßen.

***

„Geh mir aus dem Weg!“

Nidhiki bewegte sich nicht. Er hatte herausgefunden, dass der Name der Neuen Roodaka war, aber sonst praktisch nichts. Er konnte zumindest einige Dinge raten, und der beste Weg, seine Vermutungen zu überprüfen, war, sie persönlich zu sprechen.

„Ich will dich hier nur willkommen heißen“, sagte er. „Wir haben hier eine sehr nette Insel – gut verteidigt, die Heimat hunderter Mörder, und stets tödlich für Unbefugte … aber nett.“

Roodaka wollte ihn zur Seite stoßen. „Ich brauche keine ‚netten’ Freunde.“

Nidhiki wich ihrem Arm aus. „Dann wie wäre es mit einem eiskalten Geschäftspartner? Pass auf – ich sitze seit über einem Jahr auf diesem Fels fest. Ich komme hier nur weg, wenn ich mal wieder mit einem sabbernden Idioten zu einem Botengang geschickt werde. Ich will hier raus.“

„Und wieso sollte das mich interessieren?“

„Du willst von jemandem angeheuert werden, oder arbeitest schon für jemanden“, antwortete Nidhiki. „Jemanden, der jemanden mit meinen Talenten gut brauchen kann. Stell mich ihnen vor. Wenn ich angenommen werde, wirst du dafür sicher gut belohnt.“

Roodaka nickte. Als sie wieder redete, tat sie das mit einer verschwörerischen Stimme. „Und was wird aus dem Schattigen und den anderen Dunklen Jägern?“

Nidhiki zuckte mit den Schultern. „Die werden weiterhin das tun, was sie tun. Ich war – ich bin – ein Toa. Ich sollte mickrige Inseln wie die hier kontrollieren, anstatt darauf zu arbeiten.“ Die große, ebenholzschwarze Figur lächelte. „Ich denke, wir können miteinander arbeiten. Wir treffen uns am Hafen, sobald es vollkommen dunkel ist. Wir können unsere Abmachung dort zu Ende führen.“

***

Um Mitternacht stand Nidhiki am Meeresufer. Es war absolut still auf der Insel, wie damals auf Metru Nui, als er vor einem Jahr Lariska getroffen hatte. Ihr hatte er übrigens nichts von seinem Treffen mit Roodaka oder seinen Plänen, die Insel zu verlassen, erzählt. Sie hätte ihn nicht verstanden. Sie war ein Dunkler Jäger, von Beruf und von Natur. Den Gedanke, dass Nidhiki sich in einem Teil seines Herzen immer noch als Toa ansah, hätte sie vermutlich lachhaft gefunden.

Sie war zu kurzsichtig, hatte er beschlossen. Ihr Horizont endete an den Grenzen der Insel. Er hatte immer noch das Aussehen eines mächtigen Toa. Er hatte immer noch alle seine Toa-Kräfte. Alles, was er tun müsste, ist, eine Insel zu finden, deren Bewohner noch nie etwas von Lhikan oder Dume oder Metru Nui gehört hatten, und sie würden ihn wärmstens willkommen heißen. Er könnte alles haben, was er wollte, und vielleicht … vielleicht würde er sogar wieder ein Held sein.

Immerhin sehe ich immer noch wie einer aus, erinnerte er sich. Aber das kann mir wohl egal sein, wenn Roodaka nicht endlich mal auftaucht.

Er starrte auf das Meer und machte sich über seine Vergangenheit und seine Zukunft Gedanken. Er erinnerte sich an das erste Mal, dass er Metru Nui gesehen hatte. An diesem Tag waren er und eine handvoll andere Toa einem Hilferuf, den Kanohi-Drachen zu bekämpfen, gefolgt und dorthin gekommen. Sie waren sich fremd, aber trotzdem Brüder – und sie hatten die Verantwortungen und Risiken des Toa-Seins gemeinsam. Das war ein besonderer Bund, nichts, was die Dunklen Jäger hatten. Und zu Nidhiki’s Überraschung und Schrecken vermisste er es. Klar, sie waren nicht wirklich seine Freunde … vielleicht hatten sie sich zu vorschnell gegen ihn gerichtet, anstatt dass sie versuchten, zu verstehen, warum er das getan hatte … vielleicht konnten sie nicht über ihren eigenen Neid und Groll auf den einzigen Toa, der klug genug war, sich um sich selbst zu kümmern, hinwegsehen.

Wenn es mich nicht gäbe, würde der Krieg jetzt immer noch weitergehen, erinnerte er sich. Der Schattige würde jetzt im Kolosseum sitzen. Aber ist mir irgendjemand dankbar? Nein, ich werde verstoßen! Nun, ich werde schon noch einen anderen Ort finden, wo man einen Toa braucht und nicht zu wählerisch ist. Und wenn Lhikan oder einer dieser Metru-Nui-Helden versucht, mir mein Glück wieder wegzunehmen, werde ich dafür sorgen, dass sie den Tag bereuen, an dem sie eine Kanohi-Maske aufgesetzt haben. Alles, was ich jetzt noch zu meinem verdienten Lohn brauche, ist Roodaka…

Rhotuka-Rotoren machen, da sie aus reiner Energie bestehen, praktisch kein Geräusch beim Fliegen. Aber selbst, wenn dies nicht so wäre, hätte Nidhiki den Rotor, den Roodaka gerade geschossen hatte, nie gehört, so sehr war er in seinen Gedanken versunken. Er bemerkte ihn erst, als er getroffen wurde, nichts anderes als Schmerz mehr spürte, und sie die Welt um ihn herum drehte; die Folge von den Verschiebungen und Veränderungen seiner Muskeln.

Es dauerte sechs Sekunden lang. Für Nidhiki fühlten sie sich wie eine Ewigkeit an. Als es vorbei war ging er … nein, er ging nicht, jedenfalls nicht so wie vorher … zum Meeresufer. Alles, was er sehen konnte, waren die dunklen Wellen.

„Wir helfen dir!“ Die Stimme gehörte dem Schattigen. Im nächsten Moment war der ganze Strand mit Fackellicht beleuchtet. Und nun konnte Nidhiki seine Reflektion im Wasser sehen. Er schrie laut auf und hörte ewig nicht mehr damit auf.

***

Amüsiert betrachtete Roodaka, wie Nidhiki versuchte, mit seinem neuen Körper umzugehen. Er stolperte auf dem Sand, weil er sich wie ein Toa bewegen wollte, aber nun in der monsterhaften Form gefangen war, die ihm ihr Mutations-Rotor gegeben hatte. Sie drehte sich zum Schattigen.

„Kann ich davon ausgehen, dass das für mein Training reicht?“, fragte sie.

„Auf jeden Fall!“, antwortete der Schattige. Er dachte darüber nach, wie unglaublich ihre Kräfte schienen. Nidhiki’s Kopf und Arme hatten ihre Form verändert. Am groteskesten war jedoch sein Unterkörper, der nun dem eines großen, vierbeinigen Insekts ähnelte. Der Anblick war selbst für einige der versammelten Dunklen Jäger zu viel gewesen. Lariska war sofort zurück in die Festung geflohen.

„Du hättest es wissen müssen!“, sagte der Schattige zu Nidhiki. „Roodaka wollte etwas von mir. Sie dachte, dass ein Bericht über das Gespräch mit dir als Bezahlung reichen würde, aber ich wollte noch mehr. Da du immer noch gehofft hast, du könntest einfach wieder ein normaler Toa werden und deine verräterische Vergangenheit einfach so abwaschen, wollte ich diesem Traum ein für alle Mal ein Ende setzen.“ Der Schattige lachte, ein raues, krächzendes Geräusch. „Du bist ein Monster, Nidhiki. Matoraner, die dich sehn, rennen schreiend davon. Niemand wird dir zujubeln, niemand wird dich lieben, niemand wird dich verehren. Was bist du jetzt? Ein Toa der Albträume? Ein Held, Nidhiki, oder ein Horror? Nein, ich denke, du gehörst jetzt und immer hierher, zu den Dunklen Jägern. Sonst hast du ja niemanden mehr, oder?“

Nidhiki blickte ihn hasserfüllt an. Der Schattige ignorierte das. Er lächtelte und legte eine Hand auf die Schulter des ehemaligen Toa.

„Es kommt mir vor wie Ironie“, sagte der Anführer der Dunklen Jäger. „Dein Freund Lhikan hätte deiner Qual damals auf Metru Nui ein Ende setzen können, hat er aber nicht. Er dachte sicher, er würde dir einen Gefallen tun, wenn er dich mit zu uns kommen lässt.“ Der Schattige drehte sich um und ging weg. „Eines Tages solltest du ihm wirklich danken!“

Nacheinander gingen Roodaka und die anderen. Niemand trauerte dem Toa, der gerade gestorben war, nach … und niemand hieß den Dunklen Jäger, der gerade geboren war, willkommen.

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